Samstag, 19. Mai 2007

Interessante Blogkollegen und ihre Weltanschauung

Eigentlich wollte ich einen neuen Post kreiieren mit dem Titel "Redewendungen".

Ich suche im Google-Feld nach " Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben" und erhalte auf Umwegen über Bildersuche folgende Tagebucheintragungen:

26.10.1983

Ein Datum. Noch sagt es gar nichts. Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Wie jeden Morgen fuhr ich fröhlich zur Arbeit. Ich hatte mich wie immer von Frau und Kindern ( Christian 5 Jahre, Marina gerade 4 Jahre alt ) verabschiedet.

Als gelernter Klempner, Installateur und Heizungsbauer musste ich heute an einem Altbau Dachrinnen erneuern. Eigentlich eine Arbeit, die ich gerne mache, da es leider nicht mehr sehr oft von uns sondern von Dachdeckern ausgeführt wird.

Ein Lehrjunge unterstützt mich bei der Arbeit.

Gegen 09:00 Uhr fuhr unser Postbote an uns vorbei und grüßte noch ganz freundlich. Ich freute mich, das er trotz seines Darmkrebses immer noch so fröhlich unterwegs war.

Das war das letzte, was ich von dem Tag noch weiß.

Die Berufsgenossenschaft klärte mich hinterher auf. Die nagelneue Ausziehleiter war einfach in sich zusammengerutscht. Ich stand oben drauf, in ca. 8 m Höhe.



Drei Tage später erwachte ich im Krankenhaus. Schwere Kopfverletzungen, Schulter und 10 Rippen gebrochen, innere Verletzungen an Magen und Nieren. Es wurde eine schwere Zeit.

Kurz vor Weihnachten durfte ich als Heimschläfer das Krankenhaus verlassen. Bedingung war : Jeden Morgen um 08:00 Uhr antraben zur Therapie im Thermalbad, anschließend 2 Std. Krankengymnastik und dann Ergotherapie bis um 15:00 Uhr.

Auch hier noch einmal ein Dank an das ganze Team der Ergotherapie. Sie brachten mir mühselig das Gedächtnis zurück.

Schreiben und lesen klappte ziemlich schnell wieder. Aber Konzentration und Gedächtnis, das wurde harte Arbeit. Bis heute ist da nur noch ein sehr schlechtes Namensgedächtnis von übergeblieben. Denkt da dran, wenn ich mal wieder einen Namen nicht mehr weiß.

In dieser Therapiephase merkte ich, das ich irgendwie anders geworden war. Ich aß viel zu viel. Wurde immer dicker. Ich fühlte mich immer beschi….. Die Familie litt unter meinen Depressionen mehr als ich. Ich wollte wieder arbeiten, durfte aber nicht, die Krankheit ließ das gar nicht zu.

Dann bewegte ich mich aber doch wieder unter Menschen. Ich ging zum Handballspiel unserer Bundesligamanschaft.



Michael Kräutchen ( Nr.3 ) , und Georg Hombach ( Nr. 10 ), zwei Freunde, mit denen ich ( Nr. 9 ) viel im GWD Fanclub zusammen war, nahmen mich mit. Sie überredeten mich dann auch glücklicherweise, wieder selber im Fanclub mitzuspielen. Dadurch bekam ich doch wieder etwas Oberwasser.


Das Bild ist von 1986


Meine sportlichen Leistungen wurden langsam aber stetig besser. Nur das Gewicht, das wollte nicht runter.

Zu allen Überfluss hatte man mich noch fotografiert, als ich bei einem Heimspiel auf einem Geländer abgestützt unsere Mannschaft anfeuerte. An sich ja nicht schlimm. Aber das Bild wurde auf jedes Plakat der neuen Saison gedruckt und ich fand mich da fürchterlich dick und doof.

Zu meinem Geburtstag im April schenkte mir mein Bruder dann von Dr. Ernst van Aaken das „Lauflehrbuch“.

Ich verschlang es förmlich und da wusste ich : Das ist es !!

Ganz nach seinem Programm fing ich an regelmäßig zu laufen. Aber nach wenigen Tagen bekam ich Knöchel, so dick, das mir kein Schuh mehr passte. Aber ich wusste mir zu helfen. Ich lief in Schlappen. Ja, denn die Strecken, die ich laufen konnte, die waren nicht lang. 200-250 m, dann war Schicht. Ich musste abbrechen und 20 Minuten Pause machen. Zu sehr schmerzten die Rippen, der kaputte Halswirbel, die Nieren. Aber ich gab nicht auf. Van Aaken schrieb ja, langsam, laaaangsam, aber immer weiter. Ich lief in entlegenen Straßen, auf abgeschiedenen Waldwegen. Ich wollte nicht gesehen werden. 103 kg mit kaputten Knochen bewegen, das sollte keiner sehen.

Langsam merkte ich, das es besser wurde. Die Knöchel waren nach dem Laufen nicht mehr so dick mit Wasser gefüllt, die Laufschuhe konnte ich bis zum Trainings Ende anbehalten, die Schmerzen wurden weniger.

Dann wurde ich mutig. Ich wollte ja nun wissen, wie lang die Strecke ist, die ich in einem Stück laufen konnte.

Dazu ging ich zu unserem Sportplatz, der nur 300 m von uns zu Hause entfernt liegt.

Dort saßen einige Jugendliche und rauchten Zigaretten und tranken Bier. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für sie, als ich um die Aschenbahn lief. „Na, Dickerchen, das schaffst du ja doch nicht“, waren noch die besten Kommentare.

Denen zeig ich es schon. Ich wurde richtig wütend und lief an ihnen vorbei. Bei der 2. Runde musste ich schon mächtig Sauerstoff pumpen, damit ich nicht total platt aussah, wenn ich an ihnen vorbei lief. Aber es klappte und die Meute wurde ruhiger, als ich an ihnen vorbei kam. Die 3. Runde wurde dann ganz schön hart, aber als ich wieder bei den Jugendlichen ankam, da klatschten sie. Sie feuerten mich sogar an, ich solle weiterlaufen. Aber da war nichts mehr drin. Ich war platt wie eine Flunder. Erstmals hatte ich über 1 km gelaufen. Dafür hab ich fast 1 Jahr trainieren müssen. Ich war platt und gleichzeitig glücklich, glücklich wie lange nicht mehr.

Das war für mich das „Ah“ Erlebnis. Denn nun konnte man wöchentliche Fortschritte spüren und auch sehen. Die Laufstrecken verdoppelten sich immer schneller, ich wurde immer gesunder. Die Schmerzen verschwanden und die Nieren nahmen wieder ihre volle Funktion auf. Das Gedächtnis wurde dank der Sauerstoffduschen richtig auf Vordermann gebracht. Alles normalisierte sich wieder. Die Ärzte konnten nicht begreifen, wieso mein Gesundheitszustand sich mit einem mal so verbesserte. Ich glaube fest, es kam nur durch das Laufen.


Nach fast 2 Jahren Krankheit wurde ich dann wieder richtig in das Berufsleben eingegliedert. Bis auf das schlechte Namensgedächtnis hab ich keine Beschwerden mehr.

Die Jungens vom Sportplatz sind heute selbst schon alle Familienväter und einige wohnen hier noch. Wenn wir uns auf dem Sportplatz begegnen laufen wir noch gemeinsam einige Runden, aber bis zu meiner letzten Runde hat noch keiner mitgehalten.






So bin ich ans Laufen gekommen. Daraus resultiert meine Laufeinstellung. Langsam lange Strecken laufen. Tempoläufe mach ich nur, wenn es mal so von sich her aus dem Herzen kommt. Oder bei Volksläufen auf kurzen Strecken bis Halbmarathon. Laufen hat mich wieder zum Leben erweckt, und das möchte ich mein Leben lang genießen können.

Dank an Ihn da oben, das er mich wieder so hergestellt hat. Einen besonderen Dank an meine liebe Frau Ulrike und die Kinder, das sie immer zu mir gehalten haben und mich auch mal, wenn es nötig war, in den Ars…. getreten haben

Und, das sie mich heute auch noch immer laufen lassen.

(...aus "der Wesergebirgsläufer....)


Und hier ein paar andere:

djazura.blogdrive.com/

http://v-o-r-l-e-s-e-r.blogspot.com/

http://timmytravels.blogspot.com/


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