Donnerstag, 17. Mai 2007

Essstörungen

Essstörungen

Es gibt drei wichtige Voraussetzungen für Menschen und alle anderen Säugetiere, die vorhanden sein müssen, um zu überleben:

...die Atmung...

...die Nahrung (in fester und flüssiger Form)...

...und der Schlaf...


Ist auch nur eines dieser Grundvoraussetzung nicht gegeben oder gestört, so sinkt die Lebensqualität. Wird langfristig das Problem nicht gelöst, ist sogar das Leben des Individuums gefährdet.


In unserem heutigen Vortrag beschäftigen wir uns mit Essstörungen, die zur Fehlernährung führen.

Hier wiederum unterscheiden wir zwischen Mangel-

...und Unterernährung...


Wir können Essstörungen grob in drei Kategorien unterteilen:

Anorexia Nervosa (Magersucht), Bulimia Nervosa (Bulimie) und Binge-Eating (Essattacken), die zu Adipositas (Übergewicht, Fettleibigkeit) führen können.. Selbstverständlich gibt es auch Zwischenformen, man kann also die Krankheiten nicht 100% gegeneinander abgrenzen.

Essstörungen sind psychische Störungen, die sicherlich überall auf der Welt zu finden sind. Hauptsächlich ist es aber ein stetig/ständig wachsendes Problem von westlichen Industrieländern.

Warum ist das aber so, wenn wir doch davon ausgehen können, dass es genug Nahrung in guter Qualität gibt ? Die Antwort ist also im Konsumverhalten zu suchen. Und dort finden wir besorgniserregende Entwicklungen.

Über 90 % aller Patienten, die eine Essstörung entwickeln, sind junge Frauen. Der wichtigste Faktor neben vielen anderen ist, dass junge Frauen versuchen, schön auszusehen. Dabei liegt die Schönheit eines Menschen im Auge des Betrachters, aber durch die Industrie wird uns ein Schönheitsideal suggeriert, das sich fast ausschließlich an schlanke oder athletische Körpermaße orientiert.

Waren in früheren Jahrhunderten dicke Frauen sehr begehrt, so sind es heute fast nur noch schlanke Frauen, die in Werbung, Modezeitschriften und Fernsehen bevorzugt werden.


Natürlich gilt das nicht für die ganze Welt, aber durch die zunehmende "Verwestlichung" nimmt der Schlankheitswahn weltweit zu. Hier ein kurzes Fallbeispiel, wie eine Essstörung entstehen kann:


Eva liest in einem Modemagazin mit Photos von superdünnen Modellen und denkt, dass sie zu dick sei.

Sie versucht, die Diätvorschläge in dem Magazin zu befolgen und verliert tatsächlich ca. 15 kg innerhalb weniger Monate. Sie erhält auch eine Menge Komplimente von ihrer Umwelt und ist dadurch ermuntert, mit der Diät fortzufahren.

Eines Tages merkt Eva aber, dass sie nicht länger ihren intensiven Hungergefühlen widerstehen kann und beginnt mit Heißhunger zu essen. Auch nachdem sie ihren Hunger gestillt hat, isst sie doch weiter, um ihre starken Angstgefühle und Unzufriedenheit zu vermeiden, weil sie versagt hatte die Diät durchzuhalten.

(...Risiko für die Entwicklung einer Essstörung bei den weiblichen Jugendlichen (n=435)...)

In ihrer Verzweiflung versucht sie das Essen zu erbrechen, um die Nahrungsmittel wieder loszuwerden. So hat sie sich in einen Teufelskreis zwischen Hungern, Heißhungerattacken und Erbrechen verfangen, aus dem sie sich selber nicht mehr befreien kann. Sie lebt ständig in der Angst, Gewicht zuzunehmen.

Man kann aus dieser sehr kurzen Geschichte ableiten, dass die junge Frau eine unnatürliche Schlankheits-Diät begonnen hat. Unnatürlich deshalb, weil sie innerhalb von nur wenigen Monaten 15kg abgenommen hat. Im ersten Moment ist das für sie natürlich auch ein Erfolg, auf den sie stolz sein kann: sie erhält Komplimente und fühlt sich so ermuntert, weiterzumachen.

Sie könnte jetzt aufhören und sich so ernähren, dass die Energiebilanz ausgewogen ist: durch eine vernünftige Ernährung übersteigt ihre Energieaufnahme nicht den Energieverbrauch. Sie ist jetzt an einem Punkt angekommen, an dem man meinen könnte, dass die Welt wieder in Ordnung ist.

Leider beginnt für viele junge Frauen an diesem Punkt ein Leidensweg, aus dem es nicht leicht ist, herauszukommen. Um das "dünne" Idealbild zu erreichen, versuchen viele junge Frauen und weibliche Jugendliche die "normalen" Essgewohnheiten zu unterdrücken. Das geht so weit, dass sie noch weniger essen oder nach dem Essen versuchen, die Nahrung zu erbrechen.


Wenn sie erst einmal damit angefangen haben, ihre Bedürfnisse an ausgewogener Nahrungszufuhr zu unterdrücken, kann eine Störung des Essverhaltens entstehen, die später zu einer dauerhaften Ess-Störung führt - egal ob sie nun dieses (falsche) Ideal erreicht haben oder nicht!

Es gibt natürlich auch das völlige Gegenteil. Menschen kommen u.U. mit ihren Problemen nicht zurecht und fangen an, übermäßig zu essen. Es entsteht Übergewicht bzw. Fettleibigkeit (Adipositas), das wiederum hat Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Diabetes und andere Volkskrankheiten zur Folge.

Die WHO bezeichnet Adipositas (Fettleibigkeit) als ein weltweit zunehmendes Problem. Nicht immer essen die Menschen auf den Tag verteilt zuviel, sie ernähren sich nur falsch.

Anstatt in ausgewogener Form die wichtigen Nährstoffe wie Kohlenhydrate (KH), Fette (gesättigte und ungesättigte), Eiweiße, Vitamine und Spurenelemente zu sich zu nehmen, essen sie zu viele gesättigte Fettsäuren (Pommes, Fast-Food) und zuviel Zucker.

Sehr oft weiß der Konsument gar nicht, dass er z.B. zuviel Zucker ist, weil dieser in vielen Nahrungsmitteln versteckt ist. Zucker dient nämlich auch als Konservierungsstoff und Stabilisator.


Was sind jetzt aber die Ursachen dieser Essstörungen? Die meisten Antworten auf diese schwierige Frage liegen häufig in der Kindheit und Jugendzeit, wo Essverhalten auch ein Teil der Erziehung ist. Ein gutes Beispiel dafür sind Kinder, die sehr dick sind. Eltern versuchen sich der Verantwortung gegenüber ihrem Kind zu erziehen, in dem sie froh sind, wenn das Kind seine Probleme mit Essen löst - Hauptsache die Kinder sind zufrieden und ruhig.

Man kann daher sagen, dass eine Person ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Essstörung hat, wenn sie ein geringes Selbstbewustsein hat

  • er/sie keine Identitätsgefühl oder Selbstwertgefühl hat
  • er/sie kein Vertrauen in sich selbst oder zu anderen Menschen hat
  • er/ sie kein Gespür oder Wahrnehmung von Gefühlen hat
  • er/sie perfektionistische Wesenszüge oder Ansprüche hat
  • er/sie zu Extremen neigt (alles ist weiß oder schwarz / gut oder böse

  • er/sie keine Kompromisse oder Zwischenlösungen kennt
  • er/sie hat impulsive oder zwanghafte Verhaltensprobleme, versucht Monotonie zu vermeiden.
  • er/sie neigt dazu, zuviel Wert auf Gewicht oder körperliche Fitness und Aussehen zu legen

Es gibt also viele Gründen für Essstörungen, die häufig in unterschiedlichen Kombinationen eine Rolle spielen. Somit gibt es eine Reihe von Ursachen für Essstörungen wie Anorexie (Magersucht) oder Bulimia nervosa.

  • Die Fähigkeit zwischen Hunger und Sättigung und verschiedenen Gefühlen zu differenzieren wird in der frühen Kindheit gelernt. Gefühle und Essstörungen . Psychische Störungen in der frühen Kindheit, traumatische Erlebnisse oder Vernachlässigung oder besondere Bedingungen im Elternhaus können dies negativ beeinflussen. Die Auswirkungen treten dann häufig erst deutlich später im Leben auf. Erziehung und Essstörungen .
  • Essstörungen treten häufig auf, wenn eine Person versucht ihr Gewicht unnatürlich zu reduzieren. Die gesellschaftlichen Schlankheitsideale können daher einen Einfluss auf die Entwicklung einer Essstörung haben.
  • Viele Menschen mit einer Essstörung können nicht normale körperliche Wahrnehmungen wie Hunger oder Sättigung spüren. Ihnen fehlt eine natürliche Kontrolle ihres Essverhaltens. Solche Menschen werden leichter in den Sog von Essstörungen gezogen, besonders wenn sie das Essen (oder Hungern) als Methode zum Unterdrücken von belastenden Gefühlen oder fehlenden Problemlösungen anwenden und somit vor einer eigenverantwortlichen konstruktiven Herangehensweise flüchten.
  • Die Persönlichkeitsmerkmale, die zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Essstörungen führen, sind z.T. (=zum Teil) in Form einer biologischen Veranlagung mit angeboren. Suchtprobleme oder Affektive Störungen (Depressionen etc) finden sich daher gehäuft bei Angehörigen. Dies heißt aber nicht, dass nun zwangsläufig bei einer familiären Belastung eine entsprechende Störung auftritt. Vielmehr ist ein Zusammenwirken von biologischen und psychologischen Faktoren für die Entstehung und Entwicklung verantwortlich.
  • Einige dieser Persönlichkeitsmerkmale sind: die Tendenz ständig anderen Menschen gefallen zu wollen und eine niedrige Kompetenz eigene Wünsche zu äußern und durchzusetzen; das Bedürfnis unangenehme Gefühle und Anspannungen oder Ängste zu betäuben; Ängste, Depressionen und geringes Selbstwertgefühl; Perfektionismus oder Zwanghaftigkeit oder Störungen der Impulskontrolle.
  • Essstörungen finden sich gehäuft bei Frauen, besonders wenn sie durch gesellschaftliche Erwartungen oder Schönheitsideale geprägt sind und ihnen die Fähigkeit mangelt, eher auf eigene Gefühle und Bedürfnisse zu achten..
  • Kinder von übergewichtigen Eltern und Eltern mit einem übertriebenem Interesse für Schönheit oder Körper (z.B. Sportler) entwickeln häufiger Essstörungen. Auch Erwartungen der Familie und unsichere Familienumstände (sexuelle, emotionale oder körperliche Gewalt) können das Risiko deutlich erhöhen.
  • Sowohl „Überessen“ wie auch Fasten kann das Belohnungs- und Drogenzentrum des Gehirn stimulieren. Essstörungen haben daher die gleiche Wirkung im Gehirn wie Alkoholismus oder Drogenkonsum. Es spielen auch die gleichen Persönlichkeitsmerkmale, die einen Einfluss bei Alkohol- oder Drogensucht haben, eine Rolle. .

Wenn wir über die Gründe dieser Störungen nachdenken, so müssen wir auch zwischen Anlass und Ursache unterscheiden. Anlass wäre z.B. der Wunsch, eine extreme Diätkur zu praktizieren, um einem Schönheitsideal gerecht zu werden. Die Durchführung der Diät wird aber vom Gehirn gesteuert, und dort liegt die eigentliche/wahre Ursache der Essstörungen, wie oben schon erwähnt.

Es gibt im Gehirn spezielle Belohnungszentren, wie schon erwähnt, die immer dann aktiviert werden, wenn der Mensch sich wohl fühlt, Sport treibt, verliebt ist, gelobt wird, seinem Körper etwas Gutes antut u.s.w….

Der Körper braucht die Bewegung, also sollte er Sport treiben. Wenn die Person das auch konkret umsetzt, dann wird während und nach der körperlichen Aktivität auch das Belohnungszentrum aktiviert. Dieses wiederum kann Hormone und auch andere Botenstoffe und Hormone aktivieren, so dass zum Beispiel Glücksgefühle entstehen. Es geht sogar so weit, dass eventuelle Schmerzen durch endogene Opiate unterdrückt werden. Dieser Effekt ist sehr gut bei Marathonläufern zu beobachten.

Die Belohnungszentren werden auch stimuliert, wenn wir verliebt sind, weil es wichtig für das Überleben der Menschheit ist, dass Menschen sich paaren und fortpflanzen.

Diese Zentren werden also immer dann aktiviert, wenn man gelobt wurde oder einfach nur seine Ziele erreicht hat.

Jetzt werden diese Belohnungszentren aber auch durch von außen (exogen) zugeführte Substanzen wie Alkohol, Nikotin, Coffein, Speed, Kokain, Haschisch oder eben auch "nur" durch Essen angeregt.

Das Problem bei chronischem Substanzmissbrauch besteht darin, dass das Gehirn irgendwann nur noch kurze Glückgefühle erzeugen kann. Um aber die gewohnten und erfreulichen Glücksmomente zu bekommen, braucht das Gehirn jetzt noch mehr "Stoff".

Es besteht sogar die Gefahr, dass das Hirn ab einem gewissen Zeitpunkt gar nicht mehr die Glücksgefühle erzeugen ohne die zugeführten Substanzen…es hört auf so zu arbeiten, wie es eigentlich sollte, und es kann nur noch durch die Erhöhung der Stoffmenge aktiviert werden: man gerät in einen Teufelskreislauf...

Spätestens ab diesem Zeitpunkt tritt die Sucht ein: der Alkoholiker braucht bewusst oder unbewusst seinen Alkohol, der Kokser sein Koks, der Heroinabhängige sein Heroin und der Fettleibige sein Essen. Ja selbst der Magersüchtige, der so wenig isst, wird noch weniger essen, weil er sein Belohnungszentrum auf "Nicht essen" trainiert und eingestellt hat.

Es ist also schon lange bewiesen, dass die verschiedenen Abhängigkeiten wie Alkoholismus, Essstörungen, zwanghaftes Glücksspiel, zwanghafter Sexualtrieb, Medikamente oder Kokain sich immer durch die gleichen biochemischen Wege auszeichnen. Einfach ausgedrückt: jeder Drogenmissbrauch führt zu einem inkorrekten Gebrauch der Belohnungszentren und umgekehrt.

Sogar "Selbstverletzung" können Belohnungszentren aktivieren, die Stoffe in Gang setzen, um die Schmerzen zu lindern.

Dies bedeutet auch, dass ein großer Teil des Wissesn über die Behandlung von Alkoholismus und Drogenabhängigkeit auch für Essstörungen verwendet werden kann. Das Selbstwertgefühl des Betroffenen muss gestärkt werden. Ihm muss auch beigebracht werden, sein krankhaftes Essverhalten aufzugeben, wozu er verleitet wird, da er durch sein Essverhalten nur kurze künstliche Glücksmomente erzeugt.

Das waren die biologisch-medizinisch Erklärungsversuche für die Suchtentstehung.

Eine Suchterkrankung ist aber kein Krankheitsbild mit nur einer einzigen Ursache, wie z.B. ein Knochenbruch oder eine Infektion mit einem Virus oder Bakterium. Es stimmt nicht, dass nur ein bestimmter Menschentyp oder Charakter oder bestimmte Lebensumstände in die Sucht führen. Was aber zutreffend ist: Häufig ist die Wahrscheinlichkeit einer Suchtentwicklung neben einer biologischen Veranlagung von bestimmten sozialen Lebensumständen und persönlichen Eigenschaften abhängig. Diese Umstände kann man wie folgt skizzieren:

Sozial : Familiärer Hintergrund, Schule und Freunde können alle einen Einfluss auf die Person und seine Verhalten ausüben. Häufig spielt ein Gruppendruck eine Rolle, z.B. um „dazugehören“ zu können. Wenn in einer Klicke es als normal angesehen wird oft in Fast-Food Resstaurants etc. hinzugehen, ist das Risiko höher, dass eine solche Einstellung blind übernommen wird.

Psychologisch : Es ist bisher noch nicht möglich, bestimmte Charaktereigenschaften zu benennen, die zur Sucht führen. Aber es ist klar, dass Abhängige häufig keine klaren Strukturen und Klarheit in ihrer Ausbildung haben. Andere Faktoren ist mangelnde Sicherheit und Unterstützung, Liebe und Aufmerksamkeit. Aber auch überbesorgte Eltern und sehr strenge Erziehungsmethoden können wiederum eine Rolle spielen.

Eine große Anzahl von Süchtigen stammt wiederum aus Familien, in denen exzessiver Alkoholkonsum bei einem oder beiden Eltern bekannt ist. Auch Traumata (drastische Ereignisse oder Gefahr und Missbrauch) in der Jugend können eine Rolle spielen.

Das Gemeinsame an Essstörungen und Drogenabhängigkeit ist, dass diese Abhängigkeit sich zwanghaft so stark entwickelt, dass der Patient die Auswirkungen auf seinen Körper nicht beachtet oder verdrängt. Trotz der ernsten gesundheitlichen Probleme, ist es für einen Abhängigen schwer, die Abhängigkeit aufzugeben. Es reicht nicht aus, nur mit guten Worten zu helfen, der Betroffene muss sich selbst kontrollieren oder kontrollieren lassen, damit sich ein Therapieerfolg einstellt.


Kommen wir also jetzt auf die einzelnen Krankheitsbilder zurück, die wir am Anfang erwähnt haben:


Anorexia nervosa

Anorexia nervosa ist eine sehr bedrohliche Essstörung. Sie kann durch Verhungern zum Tode führen oder aber zu schwerwiegenden anderen gesundheitlichen Problemen durch einen Nahrungsmangel führen. Die Grenze für eine Anorexie wird gewöhnlich durch einen BMI von weniger als 17.5 im Zusammenhang mit anderen Symptomen definiert. Zwischen 0.5 und 1 Prozent aller jungen Menschen leiden unter einer Anorexie, wobei die Häufigkeitsangaben schwanken.

Bei Menschen, die aufgrund einer anderen medizinischen Erkrankung zu wenig essen, spricht man nicht von einer Anorexie.

Aber wer entweder nicht will oder nicht ausreichende Mengen essen kann, der kann von der Diagnose Anorexie nervosa betroffen sein.

Der Wunsch genügend zu essen, ist oft mit einer erheblichen Angst dick zu werden oder aber extremen Befürchtungen im Zusammenhang mit erlaubten bzw. nicht erlaubten Nahrungsmitteln (sog. "Schwarze Listen") verbunden.

Patientinnen mit einer Anorexie bestreiten meistens, dass sie untergewichtig oder krank sind - ebenso wie Alkoholiker abstreiten, dass sie von Alkohol abhängig wären.

Bei Frauen mit einer Anorexie bleibt häufig die Menstruationsblutung mehrere Male in Folge aus.

Man kann im wesentlichen zwei charakteristische Persönlichkeitstypen bei der Anorexie unterscheiden:

  • Der restriktive Typ schränkt die vollständige Nahrungsaufnahme ein und hat einen starken Willen.
  • Der zwanghafte Esstyp wechselt zwischen Essen und Erbrechen bzw. Abführen von Essen in der gleichen Art und Weise wie bei der Bulimie . Patienten mit diesem Typ haben häufig auch begleitende Suchtstörungen oder Störungen der Impulskontrolle.

Eine ähnliche Krankheitssymptomatik kann in Abhängigkeit vom aktuellen Gewicht der Patientin also entweder als Anorexie, Bulimie oder Übergewicht bezeichnet werden. So kann bei einer Patientin zunächst eine Anorexie vorliegen, dann im Verlauf eine Bulimie diagnostiziert werden.

Menschen, die extrem fasten, können durch das Hungern einen Kick oder positive Gefühle haben. Viele, die unter Anorexie nervosa leiden, berichten, dass sie durch Hungern ihre psychische Unzufriedenheit oder auch Ängste reduzieren können. Diese Ängste oder Unruhe kehren zurück, wenn sie wieder Essen zu sich nehmen. Es zeigt also auch hier, dass bei der Anorexie körpereigene Opiate bzw. Belohnungssysteme aktiviert werden, die genauso bei Alkoholikern oder Drogensüchtigen eine Rolle spielen.

Anorektisches Gewicht : Gewichtsgrenzen zur Magersucht

Nach den Definitionen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gilt bei Mädchen und Jungen über 15 Jahre ein sog. Body-Mass-Index (BMI) unter 18,5 kg/m2 als Unterernährung.

Ab einem BMI unter 17,5 sprechen wir von einem anorektischem Gewicht (dies entspricht bei unter 15 jährigen Mädchen einem Gewicht unter der sog. 5. bis 10. Normalpercentile in Gewichtskurven für diese Altersstufe).

In der Klinik schätzt man dann einen BMI unter 14 als kritisch ein, weil internistische Folgeprobleme bzw. längerfristige Komplikationen zu befürchten sind.

Ein BMI unter 12 wird als lebensgefährlich angesehen.

Ein BMI unter 10 wird in aller Regel als mit dem Leben nicht vereinbar eingeschätzt (allerdings gibt es leider sehr wohl Patientinnen, die sich selbst in dieser Extremsituation noch körperlich belasten!). Es gibt sogar Patientinnen mit einem BMI von knapp über 8.

Hier liegt ein Problem bei der alleinigen Bewertung der Gefährdung nach dem BMI. Viele Patientinnen mit einer schweren Anorexie sehen zunächst die Gefährdungen nicht, da sie lange und z.T. (=zum Teil) erstaunlich gut an den extremen Hungerzustand angepasst erscheinen. Sie erleben sich selber als körperlich fit oder zumindest begrenzt leistungsfähig.

Hier ist eine umfassende therapeutische Kontrolle und Hilfestellung erforderlich, die in diesen Gewichtsbereichen eine stationäre Behandlung erfordert , in anderen Worten: sie müssen aus ihrer gewohnten Umgebung rausgeholt und im Krankenhaus, in einer Klinik oder in einem Rehabilationszentrum sich helfen lassen.

Hier allgemeine Anzeichen für eine Anorexie: typische Symptome einer Essstörung. Besonders wenn sich mehrere Merkmale finden, ist an eine entsprechende Störung des Essverhaltens zu denken:

...und hier spezielle Anzeichen für eine Anorexia nervosa...

  1. Es wird sich geweigert, daß für Alter und Körpergröße normale Gewicht zu halten.
  2. Trotz Untergewichts bestehen ausgeprägte Ängste vor dem Dickerwerden bzw. Gewicht zuzulegen
  3. Wahrnehmungsstörung der eigenen Figur und des Gewichts; Übertriebener Einfluß des Gewichts oder der Figur auf das Selbstwertgefühls
  4. Ausbleiben der Menstruation bei postmenarchalen Frauen (Amenorrhoe).

· Der Hauptunterschied zwischen Magersucht und Bulimie Nervosa ist das Körpergewicht. Wenn das Körpergewicht, gemessen als BMI , kleiner als 17.5 ist, wird eine Person als magersüchtig (anorektisch) eingestuft, selbst wenn die anderen Symptome dieselben wie für Bulimie sind.

  • Ständige Beschäftigung mit dem Essen, unwiderstehliche (d.h. auch nicht zu kontrollierende) Gier nach Nahrungsmitteln. Heißhungerattacken in einer Häufigkeit von mehr als 2 mal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten
  • Kompensatorische (d.h. gewichtsregulierende) Maßnahmen wie Erbrechen, aber auch die Einnahme von Abführmitteln, Wassertabletten, übermässige sportliche Aktivität oder rigide Hungerphasen) zur Vermeidung einer Gewichtszunahme. Dieses gestörte Essverhalten tritt dann auch schon nach normalen Mahlzeiten oder kleinen Essportionen auf.
  • Übertriebene Furcht an Gewicht zuzunehmen ("dick zu werden") mit unrealistischen eigenen Gewichtsgrenzen bzw. unrealistischen Erwartunen an die eigenen Möglichkeiten und Einfluß das eigene Gewicht oder Körperbild zu beeinflussen
  • häufig Periodenstörungen mit schwachen oder seltenen Periodeblutungenvorprogrammiert bleiben.

Einige dieser Persönlichkeitsmerkmale erhöhen leider auch das Risiko für die sogenannten Suchterkrankungen, wie Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit - aber auch andere exzessive (nicht stoffgebundene) Süchte und Verhaltensextreme.


Bulimie

Hauptmerkmal der Patienten mit Bulimie (Bulimia Nervosa) ist die hohe Aufnahme von Kalorien durch Eßanfälle (als Kontrollverlust wahrgenommen), die mit Erbrechen, Laxantienabusus oder/und anhaltenden Diäten rückgängig gemacht werden soll.
Bulimische Patienten sind in der Regel normalgewichtig.

DSM IV Kriterien der Bulimie

  1. Wiederholte Episoden von Fressattacken.
  2. Wiederholte Anwendung von unangemessenen Maßnahmen, die der Gewichtszunahme entgegensteuern sollen.
  3. Die "Fressattacken" und das unangemessene gegensteuernde Verhalten treten drei Monate lang im Durchschnitt mindestens zweimal pro Woche vor.
  4. Figur und Körpergewicht haben einen übermäßigen Einfluss auf die Selbstbewertung.

Menschen mit Bulimie können zwischen zwei und 40 Fressattacken in der Woche haben. Meistens finden diese heimlich statt, und die Betroffenen schlingen sehr schnell, fast ohne zu kauen, große Mengen an Nahrungsmittel hinunter. Meist Süßes, mit hohem Kaloriengehalt und von weicher Konsistenz. Es werden mindestens 1500 oft sogar mehr als 3000 Kalorien aufgenommen, wobei die Betroffenen kaum etwas "schmecken".

Nach der Fressattacke empfindet der Patient mit Bulimie Schuldgefühle, Depression und Angst (ertappt zu werden). Dann setzt das kompensatorische Verhalten ein: vor allem das Erbrechen. Doch die Hälfte der Kalorien ist schon aufgenommen, bloß das Erbrechen stört den Körper und es gibt kein Gefühl der Sättigung (und es tritt zeitweise durch die "Entleerung" Linderung auf), woraus weitere Fressattacken resultieren. --> Teufelskreis !

Abführmittel und Entwässerungsmittel haben ebenfalls nicht den erwünschten Effekt angesichts der Fressattacken. Die Übergänge zwischen Patienten mit Anorexie und denen mit Bulimie sind fließend.

In einer Doktorarbeit, die in einer schwedischen Studie jetzt veröffentlicht wurde, untersuchte man die Rolle von hormonellen Störungen bei Frauen mit Bulimie und Binge eating Störungen. Die These der Arbeit: Frauen mit Heißhungeranfällen könnten zu viel vom Testosteron haben, dem männlichen Sexualhormon. In der Studie konnten die Autoren zeigen, dass bis zu einem Drittel der Frauen entsprechende Stoffwechselstörungen haben, die auch ursächlich für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Bulimie bzw. Binge eating Störung verantwortlich sein könnten. Somit spielen Veranlagung bzw. die biologische Konstitution offenbar eine große Rolle, psychologische Erklärungsmodelle versagen dann bei dieser Patientengruppe.

Die Studie konnte zeigen, dass bei der Bulimie sowohl biologische und genetische Faktoren wie psychologische Ursachen beteiligt sein können. Die Hormonstörung ist durch ein Überangebot von Testosteron bzw. einen relativen Mangel des weiblichen Sexualhormons Östrogen gekennzeichnet. Dies könnte ein Argument für die Verordnung der "Pille" bei diesen Patientinnen sein, da hierdurch der relative Östrogenmangel ausgeglichen werden könnte.

Man nimmt an, dass zu viel Testosteron bei den Patientinnen zu Heißhunger und einer Sucht nach bestimmten hochkalorischen Lebensmitteln bzw. Süßigkeiten führen kann.

21 Patientinnen mit einer Bulimie wurden mit einem östrogenhaltigen Kontrazeptivum (=Verhütungmittel) behandelt. Innerhalb von 3 Monaten gaben über die Hälfte an, deutlich weniger hungrig zu sein, bzw. das Craving nach Fett und zuckerhaltigen Lebensmitteln reduziert zu haben. 3 Fragen gaben an, dass sie völlig symptomfrei geworden seien.

Die Autorin kommt zu der Schlussfolgerung, dass dies ein starker Studieneffekt sei. Die hormonelle Behandlung kann somit eine Ergänzung oder Alternative zur kognitiven Verhaltenstherapie (Psychotherapie) darstellen.

Binge Eating Störung und Adipositas (Übergewicht)


Bei der Binge Eating Störung (Essstörung mit Essanfällen), die in vielem einer atypischen Bulimia nervosa entspricht, fehlen im Unterschied zu dieser, konsequent durchgeführte Gegenmaßnahmen gegen den dick machenden Effekt des „Überessens“ und der Essanfälle, so dass die Betroffenen typischerweise übergewichtig oder adipös sind und weiter zunehmen.

Kennzeichen der Binge Eating Störung (Forschungskriterien, gekürzt nach DSM IV)

  • Essanfälle mit dem Gefühl des Kontrollverlusts an mindestens zwei Tagen in der Woche während mindestens sechs
  • Monaten Essanfälle, verbunden mit Ekel- und Schuldgefühlen und deutlichem Leidensdruck
  • Kompensatorische Verhaltensweisen zur Korrektur des dick machenden Effekts des Überessens werden nicht regelmäßig eingesetzt

Die Binge Eating Störung unterscheidet sich von der Bulimie im wesentlichen dadurch, dass den Essattacken nicht gegengesteuert wird und so die Betroffenen zunehmen und extremm adipös werden können. Diese Essstörung geht, genauso wie die beiden anderen, mit einem gestörten Körperempfinden und Selbstentwertungen wegen des gestörten Essverhaltens bis hin zu Selbsthassgefühlen einher und muss bei den Betroffenen unbedingt diagnostiziert werden.

(Anteil der Menschen mit einem Body-Mass-Index über 25 in Deutschland)


Es gibt ein eine sehr interessante Fragestellung, die man oft hört: warum bin ich dick, obwohl ich nicht mehr als andere Essen? Essen Übergewichtige mehr als andere Menschen?

1. Wenn man bereits als Kind adipös waren kann (!) es sein, dass man eine größere Anzahl von kleinen Fettzellen in ihrem Körper haben. Es ist dann ausgesprochen schwierig, sie durch Diäten loszuwerden. Selbst wenn sie sich entleert haben füllen sie sich doch sehr leicht wieder auf und man wird wieder an Gewicht zunehmen.

2. Untersuchungen an übergewichtigen und normalgewichtigen Tennisspielern zeigten, dass sich die normalgewichtigen mehr auf dem Tennisplatz bewegten. Kleine Unterschiede können langfristig große Effekte ausmachen.

3. Wenn man nur 100 kcal täglich mehr isst als man eigentlich benötigt, macht dies einen Anstieg von 50kg in 10 Jahren aus. Man muss also gar nicht so viel mehr als andere essen, um adipös zu werden.

4. Übergewichtige essen mehr Fett als Dünne. Wenn sie z.B. an ein Mittagessen denken wird eine dünne Person eher eine große Salatplatte bestellen, während Übergewichtige häufiger nur ein paar Käsesandwiches bestellen. Sie essen damit aber bei weitem mehr fettproduzierende Kalorien. Aber sie glauben, doch nur sehr wenig im Vergleich zur dünnen Vergleichsperson gegessen zu haben.

Wie nehmen Sie (!) ab, denn Abnehmen ist schwieriger als in der Werbung immer behauptet wird. Stellen sie sich auf einen langen und schwierigen Kampf bzw. eine Herausforderung ein, um ihre Heißhungeranfälle und die psychogene Essstörung in den Griff zu bekommen.

Überlegen sie sich, wie sie essen würden und mit Essen umgehen könnten, wenn es ihnen besser gehen würde. Beginnen sie heute damit und essen sie so, als ob sie bereits therapiert wären. Da sie aber ja noch nicht ihre volle psychische Willensstärke entwickeln konnten, werden sie möglicherweise immer wieder in alte schlechte Gewohnheiten verfallen. Aber geben sie nicht auf. Bleiben sie am Ball und versuchen sie es weiter. Protokollieren sie in einer Strichliste oder einem Esssprotokoll die Anzahl der Mahlzeiten, die sie jede Woche normal zu sich genommen haben. Sie werden sehen, wie sich da Erfolge einstellen und sie immer häufiger "normal" essen können und wie erfolgreich sie bereits sind.

Für jeden Rückschlag bzw. Rückfall sollten sie aus den Fehlern lernen und einen Plan entwickeln, wie sie diese spezielle Situation des Rückfalls beim nächsten Mal besser bewältigen bzw. verhindern könnten. Ein Beispiel wäre z.B. : Wenn sie keinen Käse einkaufen, werden sie z.B. nicht haufenweise abends Käse verschlingen oder naschen...

Geben sie nie auf, auch wenn es vielleicht manchmal hoffnungslos erscheinen mag. Wenn sie scheitern, versuchen sie neue Energie und Kraft zu sammeln und versuchen sie es erneut.

Wenn sie sich plötzlich in einer Heißhungerattacke befinden, versuchen sie auf ihre dahinter steckenden Gefühle zu achten. Schmeißen sie alle gehorteten Lebensmittel weg oder verschenken sie an andere Menschen, und suchen sie stattdessen nach den eigentlichen Gefühlen, die sie als Hunger spüren. .

Das Ziel ist:

  1. Stoppen sie das Hungern. Sie sollten essen, wenn sie hungrig sind.
  2. Wenn sie Essen erbrechen, hören sie mit dem Kotzen auf. Wenn sie das Erbrechen beibehalten würden, würden auch die Heißhungerattacken nicht aufhören und sie werden nie gesund.
  3. Essen sie nur wenn sie Hunger haben und nicht um Spannungen, Langeweile oder Gefühle zu bekämpfen.
  4. Essen sie Nahrungsmittel, die ihnen schmecken und nicht Junk food, das nur ihren Körper durcheinander bringt und kaum gesunde Nährstoffe enthält.


Was bedeutet Binge Eating Störung?

Warum führen Essattacken zu Übergewicht / Adipositas?

Maßnahmen zur Gewichstreduktion reichen allein bei diesen Patienten nicht aus. Sie brauchen ein ebenso intensives Psychotherapieprogramm zur Aufgabe der Essstörung wie die anderen beiden Essstörungen Magersucht Anorexia nervosa) und Bulimie (Bulimia nervosa).

Übergewicht und Adipositas sind nicht zwangsläufig mit einer psychogenen Essstörung verknüpft.

Sie essen also große Mengen von Nahrungsmitteln in einem kurzen Zeitraum, selbst wenn sie eigentlich gar nicht hungrig sind. Binge Essattacken. Häufig treten danach Schuld- und Schamgefühle auf.

Sehr häufig führt die BED (Binge eating disorder) zu Übergewicht (Adipositas). Über 20 Prozent der Übergewichtigen, die medizinische Hilfe aufsuchen, haben entsprechende typische Symptome. Aber auch für andere Übergewichtige helfen die Therapieansätze für diese Störung, da es zahlreiche Gemeinsamkeiten gibt.

Es gibt ziemlich viele Menschen, die eine Essstörung haben, die nicht in die traditionellen Klassifikationen von Anorexie / Anorexia nervosa , Bulimie oder Binge Eating passt. Einteilung Essstörungen

Als Night-Eating-Syndrome bezeichnet man eine Variante der Binge-Eating Störung, bei der die überwiegende Menge der Kilokallorien bzw. Nahrungsmittel abends (nach 20 Uhr) zu sich genommen wird, tag entsprechen im wesentlichen denen der Bulimie. Die Behandlung von Essstörungen ist auch im wesentlichen an Therapieprinzipien der Bulimie orientiert.

Übergewicht oder Adipositas ?

Übergewicht selber gilt allgemein nicht als eine psychische "Störung" oder Krankheit, allerdings können neben Störungen des Essverhaltens durchaus auch psychogene Essstörungen (Binge-Eating-Störung bzw. Night-Eating-Syndrom) an der Entwicklung von Übergewicht beteiligt sein und erklären, warum Abnehmen nicht gelingt. Zudem werden heute immer mehr biologische Faktoren erkannt, die an dem Problem Adipositas beteiligt sind. Deutlich muss man aber darauf hinweisen, dass zumeist ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel die Hauptursachen darstellen. Ausgeprägte Formen von Übergewicht bezeichnet der Mediziner als "Adipositas", wobei die schweren Formen durchaus pathologisch sind und eine kombinierte Behandlung (z.T. einschließlich Medikamenten und auch Operationen) erforderlich werden kann.


Darüber hinaus gilt natürlich auch der eigene Leidensdruck durch die Unzufriedenheit mit dem Übergewicht bzw. den damit häufig verbundenen Bewegungseinschränkungen als pathologisch.


Die Einteilung von Übergewicht und Adipositas richtet sich nach dem so genannten Body-Mass-Index (BMI). Dabei werden das Körpergewicht und die Körpergröße zueinander in Beziehung gesetzt. Dies ist zwar nicht allein ein Maß für mögliche krankheitsrelevante Folgen (z.B. spielt auch der Bauchumfang eine Rolle), aber es ist schon eine gute Orientierung.

unter 18,5 kg/m2

Untergewicht

18,5 bis 24,9 kg/ m2

Normalgewicht

25 bis 29,9 kg/m2

Übergewicht

30 bis 34,9 kg/m2

Adipositas I

35 bis 39.9 kg/m2

Adipositas II

über 40

Adipositas III

Psychische Folgen von Adipositas

Häufig finden sich bei den Betroffenen Patienten mit einer ausgeprägten Adipositas (Grad II bis III) psychische Folge- oder Begleitprobleme, die sich durchaus durch psychotherapeutische Hilfe verändern lassen. Sehr häufig beobachtet man bei Patientinnen und Patienten mit Adipositas Selbstwertprobleme bzw. eine Selbstunsicherheit, die zu Depressionen oder Angsterkrankungen (z.B. Soziale Phobie) führen kann. Auch in der Kindheit der Patientinnen finden sich häufig Auffälligkeiten, wie z.B. Essstörungen, ADHS oder Angststörungen. Die wiederholten Misserfolgserlebnisse sowie Probleme mit Mitmenschen führen nicht selten zu einem sozialen Rückzug und Gefühlen der Sinn- und Hoffnungslosigkeit. Eine kombinierte Behandlung bei Adipositas kann hier helfen.



Zusätzliche Berichte aus dem Internet:

1) Der Begriff „Essstörungen“ verleitet dazu, das „Problem“ im Essen zu sehen und dort zu „bekämpfen“. Ähnlich wie Schmerzen auch nur ein Symptom sind, das als „Warnsignal“ auf die eigentliche Krankheit verweist, sind „Essstörungen“ häufig auch nur ein Anzeichen für „tiefer liegende Probleme“. Wer sich nur auf das Essen konzentriert, setzt deshalb leicht an der falschen Schraube an.

2) Essstörungen haben selten eine einzige Ursache: Vererbung, erlerntes Verhalten („Frustfressen“ aber auch „Essgenuss“) und Umwelteinflüsse (Konsumterror, gesellschaftlicher Schlankheitswahn) können gleichermaßen eine Rolle spielen. Es macht deshalb wenig Sinn, eine Hauptursache zu suchen und sich auf diese zu konzentrieren.

3) Essstörungen lassen sich als Fehlregulationen der Impulskontrolle beschreiben: entweder wird dem Essdrang zügel- und hilflos nachgegeben (Bulimie, Adipositas) oder durch ein Übermaß an Kontrolle (Magersucht) werden Gefühle von Euphorie und Macht erzeugt (das „Triebleben“ zu beherrschen, der Welt nicht hilflos ausgeliefert zu sein). Mitunter kennt man diese Erfahrung als „Nichtessgestörter“ auch vom Fasten.

4) Menschen mit Essstörungen können sich meistens nur schlecht körperlich selbst wahrnehmen (Körperschema-Störung). Deshalb spüren sie kaum, was ihnen (nur an Nahrung?) fehlt und wann sie eigentlich satt sind. Nicht selten finden man in der Vorgeschichte Selbstverletzungen. Damit verbunden ist häufig die Unfähigkeit, Gefühle auszudrücken. Unausgedrückte (oder gar unterdrückte) Gefühle können die (körperliche) Erregung (Unsicherheit) steigern (so wie der Versuch, nicht zu lachen, das Lachen oft verstärkt). Die erhöhte Erregung ist zwar körperlich deutlich messbar (erhöhter Puls, veränderter Hautwiderstand, vermehrte Muskelanspannung), dennoch wird sie von vielen Betroffenen kaum wahrgenommen.

5) Tendenziell sind Essgestörte eher introvertierter. Sie neigen dazu, sich emotional von anderen abzuschotten (vielleicht weil äußere Impulse sie schneller erregen). Sie geben ihrem „Spürsinn“ wenig Gelegenheit. Vielmehr sind sie schnell mit rationalen Erklärungen für ihre Symptome zur Hand. Überdurchschnittlich oft haben Essgestörte ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Mit Frustrationen können sie nur schlecht umgehen.

6) Essen hat für Essgestörte eine übermäßige Bedeutung. Essen dient nicht nur dem Überleben; vielmehr wird es zum bedeutungsträchtigen Symbol (für eigenes Versagen, für eigene Mängel, als Beruhigungsmittel, als Ausdruck von Macht, als Provokateur von Konflikten). Wer glaubt, dass allein schon ein „Waschbrettbauch“ und ein „knackiger Hintern“ Lebensprobleme erledigt, irrt meistens.

7) Wie viele Symptome, die irgendwann einmal als „Störungen“ erlebt werden, können auch Essmuster mitunter einmal sehr sinnvoll gewesen sein. Möglicherweise waren sie einmal die „bestmögliche Verhaltensweise“. Dennoch kann die Zeit sie überholen (So mag der „Schrei nach der Flasche“ zu einem Baby passen und wohlwollend von der Umwelt beantwortet werden; bei Erwachsenen wird das gleiche Schreien jedoch eher Kopfschütteln oder Ärger auslösen. Die Veränderung alter Muster wird in der Regel erst dann möglich, wenn dem oder der Betroffenen zwischenzeitlich günstigere Alternativen zur Verfügung stehen. Psychotherapie kann diese aufzeigen.

8) Einmal gebahnte Verhaltensmuster sind kaum noch „zu verlernen“. „Rückfälle“ sind deswegen immer möglich. Niemand ist jedoch gezwungen, alte Muster ständig aufzuwärmen.

9) Obwohl man pauschalierend von „Essstörungen“ spricht und es sicherlich viele Gemeinsamkeiten gibt, hat jeder Betroffene sein ganz individuelles Muster und sind fast immer individuell zugeschnittene Hilfen geboten. Erst ein individueller Ansatz erhöht beim Betroffenen das Erlebnis, in seiner Einmaligkeit wertgeschätzt zu werden. Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen von dieser Welt und deren Funktionieren. Neue Informationen müssen an das vorhandene Weltbild anknüpfen, um angenommen zu werden. „Anschluss“ finden sie meist dann, wenn die entsprechende „Erkenntnis“ mit ausreichend bewegenden emotionalen Erfahrungen verbunden ist.


Liebe Sarah,

Ich melde mich mal bei Dir, um Dir Mut zu machen die Magersucht wirklich therapeutisch anzugehen.
Ich bin mit ca. 16 Jahren magersüchtig geworden. 5 Jahre lang konnte und wollte ich es nicht erkennen, dass ich wirklich magersüchtig bin. Freunde und meine Mutter haben sich Sorgen gemacht. Hier liegt eine große Gefahr, denn man kann sich daran gewöhnen, dass andere sich Sorgen machen und die Aufmerksamkeit, die man dadurch bekommt total genießen.

Das wird dann ein richtiger Teufelskreis, wenn man da nicht rechtzeitig die Bremse zieht.
Und da möchte ich Dich gerne als, nun sagen wir, ältere Leidensgenossin warnen, weil ich Dir wünsche, dass Du nicht so lange mit dem Essproblem und den Hintergründen kämpfen mußt.

Bei mir war der Knackpunkt, dass ich einen sehr lieben Mann kennengelernt habe, ich wollte
dann meine Eßstörung überwinden, weil ich auch Familie haben wollte. Ich bin dann für 3 Monate ( ich weiß, eine lange Zeit ) in eine Klinik für Patienten mit Eßstörungen gegangen. Es war eine harte, aber doch effektive Zeit. Es hat dann nochmal ca. 5 Jahre gedauert, bis ich sagen konnte, ich habe die Magersucht besiegt. Mittlerweile habe ich sogar einen 7 Monate alten Sohn.

Dir ist der Sport sehr wichtig, deshalb überlege Dir, ob Du nicht lieber einmal richtig eine Therapie machen möchtest, um diesen Sport auch weiterhin gut ausüben zu können. Denn alleine findet man die Bremse nicht, auch wenn Du schon wieder etwas mehr wiegst.

Das ist der Druck von aussen, nur Du mußt es wirklich wollen, sonst bringt es nichts."

Vielen Dank auch an: http://web4health.info/de/index.shtml

...das ist übrigens eine tolle Web-Seite, die ich nur weiterempfehlen kann, sehr sympathisch aufgebaut, so eine Web-Seite hätte ich auch mal gerne..

4 Kommentare:

V O R L E S E R hat gesagt…

Schöne Ausarbeitung. Gratulation. Die meisten von uns wissen zu wenig über die Zusammenhänge von Ernährung, Denkgewohnheiten, Wohlbefinden und Gesundheit. In der Fülle der Auswahl an Konsumgütern und Diensten ist es schwer zu durchschauen, was Körper und Geist wirklich benötigen. Ursprünglich sagt der menschliche Instinkt, was er an Essen benötigt, sowohl im Hinblick auf die Menge als auch auf die Qualität der Nahrung. Unser Gespür ist heute allerdings weitgehend verkommen und führt uns vielleicht in die Filiale einer Fastfood-Kette, weil wir andauernd zu viele künstliche Lebensmittel essen und unseren Hunger nicht geduldig genug abwarten. Wir haben keinen Zugang mehr zu unseren eigentlichen Ernährungsbedürfnissen und sind wenig geöffnet für die Signale unseres Hungers.

Die Verkrampfung im Essverhalten zeigt sich sicherlich beim Popcornknabbern im Kino oder beim Biertrinken in Gesellschaft, aber auch im Versuch sich irgendwelchen einseitigen Diäten oder Ernährungsregeln zu verschreiben, die wir nur ein paar Wochen durchhalten, um dann wieder maßlos und unkontrolliert sein zu dürfen. Nicht dass Schokolade oder Fleischverzehr richtig oder falsch wären, entscheidend ist: sie werden nicht mehr spontan, nach ursprünglich körperlichem Bedürfnisempfinden getroffen, sondern sind von psychischen Defiziten beeinflusst. So fehlt es an Kontinuität und Ausgewogenheit in der Ernährungsweise. Was der Körper tatsächlich braucht, was ihn nährt und gesund erhält, bekommt er in den meisten Fällen zu wenig, zuviel dafür von dem, was er nicht braucht und was ihn krank macht. Diäten sind das Symbol der Essabhängigkeit einer ganzen Gesellschaft und Indiz dafür, dass Essen zu etwas dienen soll, was es eigentlich gar nicht ist: Geselligkeit, Genuss, Unterhaltung, Zeitvertreib, Ersatzbefriedung für fehlende Zuwendung usw.. Auch im Bereich der Ernährung finden die Bedürfnis-vergrößerung und Irritation aus Grundbedürfnissen durch Werbung statt. Allein die Tatsache, dass Lebensmittel und natürlich vor allem vermeintliche Lebensmittel beworben werden, zeigt uns sowohl die Abweichung aus dem Notwendigen, wie auch den Grad unserer Akzeptanz von Unsinnigem.


Zitat aus: Bistdufrei.de - Bedienungsanleitung für die persönliche (R)Evolution


Herzliche Grüße Martin Fickinger

http://vorleser.blog.de

Schüler hat gesagt…

...hätte ich nicht gedacht, dass jemand einen Kommentar bei meinem "Rastafari"-Blog hinterlässt...vielen Dank auch für diesen allerersten Kommentar !!!

Auf Wunsch meiner "Kochanie", die aber nicht so genannt werden will - wird immer sauer (kann ich verstehen ;-) habe ich mich mal an die Arbeit gemacht: ..ja, dieser Bericht über Essstörung hat mich echt viel Zeit gekostet...die Hälfte ist selber ausformuliert... den Rest habe ich "geklaut", neu zusammengestellt oder neu formuliert...

Jetzt bin ich froh, dass dieser Bericht fertig ist, auch wenn ich noch viele Bilder hochladen wollte und noch mehr selber schreiben wollte...aber irgendwann muss es auch mal genug sein...!

Unknown hat gesagt…

Klasse !

Einige Dinge kommen mir bekannt aus web4health.info vor. Aber eigentlich sollte man deine Ausarbeitung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen....

Viele Grüsse aus Bad Bevensen (Klinik Lüneburger Heide)

Schüler hat gesagt…

Vielen Dank für das Lob, ich werde natürlich nachholen, dass ich einige Texte von *** web4health *** übernommen habe.

Dafür bin ich sehr dankbar, dass Sie mir eine großartige Vorlage gegeben haben, denn das Thema ist nicht so einfach, wenn man in die Tiefe gehen will. Und leider habe ich auch nicht mehr 24 Stunden Zeit als die anderen Mitmenschen.

Ich war mal mit unserem Chef und den anderen Mitarbeitern meiner Firma, wo ich einen Nebenjob ausführe, im "La Becasse" einem Feinschmeckerrestaurant auf der "Vaalser Strasse". Die hätten wohl ein bisschen mehr Kartoffeln und Nudeln als Beilage geben können, bin überhaupt nicht satt geworden.

Aber "La Becasse", ihr sehr netter Chefkoch und das Team haben mir schon durch ihre Kochkünste gezeigt: alle Menschen auf dieser Welt haben das Recht, in Ruhe und mit Genuss zu essen. Nur der größere Teil der Menschheit bekommt dieses Recht nicht: z.B. 3.Welt Länder, sozial und einkommensschwächere Bürger oder tritt es mit Füßen, trotz des Privilegs, dieses Recht genießen zu dürfen: gehetzte und von der Natur entrückte Mitmenschen.

Und schaue ich mich an, ich muss auch wieder an mir arbeiten ;-)