Sonntag, 24. Juni 2007

Paul Fleming

Paul Fleming (1609-1640)

An Anna aus der Ferne


Aurora, schlummre noch an deines Liebsten Brust,
es ist der tiefen Nacht kein Morgen noch bewußt.
Diana führt die Sternen
noch höher in die Luft,
will weiter von mir lernen,
was ich ihr vorgeruft.

Neun Stunden sind nun gleich von Nächten durchgebracht,
Neun Stunden hab' ich nun an Korilen gedacht,
an Korilen, die schöne,
von der ich bin so weit,
drum klinget mein Getöne
nach Nichts denn Traurigkeit.

Nehmt Korilen in Acht, ihr Wächter aller Welt,
für ihren treuen Sinn, den sie mir vorbehält.
Ich will nicht müde werden
in ihrer festen Pflicht,
bis daß der Feind der Erden
auch mir mein Urtheil spricht.

Aurora, lege nun um dich den Purpurflor.
Der junge Tag tut auf der Eos güldnes Thor.
Wirst du mein Lieb ersehen,
so gieb ihr einen Wink,
als mir von ihr geschehen,
indem ich von ihr ging.

* der Autor --------------------------------------------
geb. am 5.10.1609 zu Hartenstein (Sachsen), 1623 Schüler der Thomasschule Leipzig, Studium der Medizin sowie schöngeistige u. philosophische Studien, Ende 1631 wird er zum Dichter gekrönt, 1632 Magister, orientalische Reisen, veranstaltet vom Herzog von Schleswig-Holstein- Gottorp, nach Beendigung der zweiten Reise (Oktober 1639) geht er nach Leiden und wird Doktor der Medizin. Er stribt auf der Rückreise in Hamburg am 2.4.1640.

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