Mittwoch, 25. Juli 2007

Schuldenfalle Studium

Ohne Moos nix los. Zu Schulzeiten waren es noch 50 oder 60 Euro Taschengeld pro Monat, als Student bekommt man plötzlich zehnmal so viel. Davon muss aber auch sehr viel mehr bezahlt werden. Miete, Bücher und das gern zitierte täglich Brot – schnell ist am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig und die Schuldenfalle schnappt zu.

Es sind verschiedene Faktoren, die die betroffenen Studenten in die Schuldenfalle treiben. Zum einen fehlt ihnen eine zusätzliche Kontrollinstanz, beispielsweise, weil die Eltern nicht mehr auf die Ausgaben achten. Zum anderen locken Dispokredite, die auch Bankkunden ohne hohes Einkommen bekommen. So wird das Minus auf dem Konto langsam, aber stetig immer größer. Dann müssen lukrative Nebenjobs her oder Freunde und Verwandte, die sich anpumpen lassen. Aber was tun, wenn das Geld trotzdem nicht reicht, um Banken und die eigenen Nerven zu beruhigen?

„Als ich keinen Ausweg mehr wusste, habe ich einfach das Geld von meinen Mitbewohnern genommen. Sie hatten es auf mein Konto überwiesen, damit ich die Gesamtmiete zahlen konnte. Das habe ich aber mehrere Monate nicht getan. Als das aufgeflogen ist, gab’s natürlich den großen Knall“, erzählt der 24jährige Martin. Der Germanistikstudent ist daraufhin aus seiner WG geflogen und stottert jetzt Monat für Monat seine Schulden ab. Einige Studentenwerke haben speziell für solche Extremfälle eigene Notfall-Fonds eingerichtet.

So auch in Dortmund: Maximal 1000 Euro können Studenten als zinsloses Darlehen beim dortigen Studentenwerk beantragen. Dazu kommt eine studentische Schuldnerberatung, die den Studis hilft, den Schuldenberg Stück für Stück abzutragen. Nahezu aus allen Studienrichtungen sind Studenten bei dieser Beratung vertreten. Vom Chemiestudenten, der seinen gewinnbringenden Job im Labor verliert, über die Soziologiestudentin, die sich eine zu teure Wohnung gemietet hat, bis zum BWL-Studenten, der sich durch falsche Aktienkäufe verspekuliert hat. „Viele Studenten besitzen oft mehrere Konten und Kreditkarten, jonglieren die Fehlbeträge hin und her und verlieren dabei nicht selten den Überblick“, sagt Helmut Rauchholz, Schuldnerberater der Diakonie in Dortmund. Den Überblick versuchen deshalb die Schuldnerberater zusammen mit ihren Klienten wieder zurück zu gewinnen.

Nachdem der Schuldnerberater die Finanzlage des betroffenen Studenten überprüft hat, werden überflüssige Ausgaben gestrichen, eventuell Stipendien und Beihilfen beantragt. Oder es wird geschaut, ob nicht Verwandte Geld beisteuern können, um möglichst schnell und nachhaltig wieder bei Kasse zu sein. Mit Erfolg. Die meisten Studenten, die beraten wurden, schreiben mittlerweile wieder schwarze Zahlen. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen Studenten privat Insolvenz anmelden müssen.

So ist es auch Antje ergangen. Sie und ihr Freund haben ein Kind bekommen und mussten einen Kredit aufnehmen, um die Ausstattung zu finanzieren. Das ging solang gut, bis Antjes Freund seinen Arbeitsplatz verloren hat. Die Folge: Antje konnte das Darlehen nicht mehr abzahlen, und der Gerichtvollzieher stand vor der Tür. Um aus dieser Situation einigermaßen glimpflich herauszukommen, empfahlen ihr die Schuldnerberater, einen Insolvenzantrag zu stellen. Seitdem verwaltet ein Treuhänder die pfändbaren Einkünfte und verteilt das Geld an die Gläubiger. „Dieses Verfahren dauert sechs Jahre. Wenn danach nicht alle Schulden getilgt sind, werden mir die restlichen Miesen erlassen und ich bin wieder schuldenfrei“, sagt Antje.

Wer an einer Hochschule studiert, die über keine speziellen Sozial-Fonds und Schuldnerberatungsstellen verfügt, kann sich stattdessen auch an eine freie Schuldnerberatung wenden. Der erste Gang dorthin kostet vermutlich einige Überwindung: Aber besser einmal schämen als die ständige Angst vorm Gerichtsvollzieher.

(Autorin: mag)

Quelle: unister

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