Mittwoch, 15. August 2007

Jetzt zahlen andere

von Daniel Wilhelmi

Meine Güte, es ist schon der 15. August. Kaum zu glauben. Dieses Jahr verfliegt. Irgendwie kommt es mit vor, als ob die Zeit immer schneller verrinnt. Geht es Ihnen auch so? Wirklich beängstigend. Aber zurück zu Afrika. Der 2. Punkt, der mich neben dem geopolitischen Faktor für Afrika nicht optimistisch stimmt, sind die Diktatoren-Eliten. Seit Generationen geht es denen nur um eines: Die Wirtschaft, die Bevölkerung und die natürlichen Ressourcen für den eigenen Reichtum auszuschlachten.

Jim Rogers hat auf diesen Punkt ja bereits im Zusammenhang mit Südafrika hingewiesen. Selbst wenn Afrika, und das grenzt meiner Meinung nach an ein Wunder, flächendeckend erfolgreich demokratisiert werden sollte, so wird sich an dieser Mentalität nichts ändern. Vielleicht liegt es in dem jahrzehntelangen Leiden, dass dazu führt, dass man dann sagt: „So, jetzt ist Zahltag. Nun schlägt meine Stunde. Jetzt bezahlen andere, nach dem ich so lange bezahlt habe.“

Selbst wenn es die Diktatoren nicht mehr geben wird, so wird sich die Korruption in demokratischen Ministerien-Strukturen fortsetzen. Der afrikanische Baum ist von der Wurzel an verfault. So sieht die Wahrheit aus. Es reicht nicht, die Baumkrone zu trimmen und in eine neue Form zu schneiden. Das Übel liegt tiefer – es liegt unter der Erde. Nehmen wir den Kongo, wo gerade demokratische Wahlen stattfinden. Dort treten sage und schreibe 9.000 Kandidaten für ein Parlament an, was 500 Abgeordnete umfassen soll. Wohlgemerkt für ein Land mit 60 Mio. Einwohnern.

In so einem politischen Umfeld können Sie keine aggressive Reformpolitik betreiben. Die ist aber nötig, damit aus den afrikanischen Ländern auf kurz- bis mittelfristige Sicht weit reichende gesellschaftliche und wirtschaftliche Fortschritte gemacht werden können. Alte Zöpfe (sprich: alte Eliten) müssen abgeschnitten werden. Aber schauen wir wieder zum Kongo: Wie sollen die einfachen Menschen unter 9.000 Kandidaten die richtigen herausfiltern. Wie sollen die Einwohner in Ländern mit niedriger Bildungsrate und kaum vorhandener (und vor allem freier) Informationspolitik wissen, welche Politiker für das Land wirklich gut sind?

Immer auf eigene Rechnung

Die Antwort ist ernüchternd: Gar nicht. Und das wird dazu führen, dass die Kandidaten am Ende gewählt werden, die das meiste Geld in ihre Bewerbungen stecken bzw. unter die Wähler bringen. Das sind aber meist nicht die wirklichen Reformer aus den Reihen der Armen, sondern die alten Machteliten. Denn die haben das Kapital. Und schon beißt sich die Katze in den Schwanz. Nicht umsonst trägt Afrika den traurigen Spitznamen „der verlorene Kontinent“.

Wissen Sie, was ich bei einem Parlament mit 500 Abgeordneten sehe? Ich sehe keine Basisdemokratie, wie es verblendete Linkspolitiker gerne umschreiben. Ich sehe vor allem einen wunderbaren Deckmantel für Korruption und Vetternwirtschaft. Wer soll denn ein Parlament mit 500 Abgeordneten kontrollieren? Da weiß doch der eine Abgeordnete nicht, wer der Kollege 2 Stühle ist, geschweige denn was er macht.

Deshalb ist auch ein hohes Wirtschaftswachstum in einzelnen afrikanischen Ländern für uns als Investoren nur von sekundärer Bedeutung. Denn wenn dieser Wirtschaftsaufschwung nur in die Taschen korrupter Politiker und der Machteliten fließt und nicht bei der Bevölkerung ankommt und dadurch in den Wirtschaftskreislauf gelangt, dann ist das Wachstum für das Land wertlos.

Das gilt vor allem für das einzige Trumpfass, dass Afrika besitzt: Die Rohstoff-Vorkommen. Wenn diese nur ausgeschlachtet werden und sich dubiose Politiker und Geschäftsleute daran nur kurzfristig bereichern, anstatt das die Erlöse in langfristig notwendige Bereiche wie die Infrastruktur, das Bildungswesen und den Gesundheitssektor reinvestiert werden, dann wird es zu keinem nachhaltigen Aufschwung kommen.

Have a successful day

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