Donnerstag, 30. August 2007

„Verschonen Sie uns mit Ihren Milchmädchen-Rechnungen“

von Volkmar Michler

Zu meinem Profit Radar von letzter Woche „ Zeigen Sie dem Schornsteinfeger die rote Karte“ habe ich einen Leserbrief von Herr Seewald erhalten, den ich Ihnen im Original wiedergebe. In meinem Profit Radar hatte ich unter anderem über unseren Neubau, ein Passivhaus, berichtet, das mehr Energie produziert als verbraucht.

Sehr geehrter Herr Michler,

Und wie viel haben Sie in diese Pracht und Herrlichkeit investiert? Wie lange tragen Sie Ihre "verdienten" € 4.000,- zur Bank? Zuzüglich Finanzierungskosten? Und Ihre Wärmepumpe fängt bei 3° minus an einzufrieren. Exakt dann, wenn Sie rein rechnerisch und theoretisch ganz besonders viel Energie einsparen. Schon mal eine Vollkostenkalkulation gemacht? Vermutlich haben Sie auch noch eine Styroporfassade. Oder nicht? Bitte bleiben Sie bei Ihren Aktien und verschonen Sie Ihre Leser mit Milchmädchen-Rechnungen.

Nichts für Ungut. Sie verstehen was von Aktien und ich vom Hausbau und Kostenkalkulation.

Mit freundlichem Gruß

seewald
haus-inform

Lassen Sie sich nicht für dumm verkaufen

Nun, ist es Neid, Verbitterung oder einfach nur Ahnungslosigkeit, was diesen Herrn auszeichnet? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, bisher ein derart plumpes Mail erhalten zu haben. Aber der Reihe nach.

Zunächst einmal ist unser Neubau nicht das erste Haus, das ich gebaut habe. Das Einfamilienhaus ist jedoch vom Land NRW mehrfach für „vorbildliche und energiesparende Bauweise“ ausgezeichnet worden und hat eine Förderung von rund 15.000 € erhalten. Bei einem privat veranstalteten Tag der offnen Tür im letzten Jahr waren sage und schreibe über 200 Leute, die sich informieren wollten. Ein Herr Seewald ist mir dabei nicht aufgefallen. Dafür hat dieser Herr aber schon mal eine Meinung parat. Nur leider ist sie komplett falsch, denn dieser „Experte“ hat den Neubau ja gar nicht gesehen. Seine Äußerungen zur Wärmpumpe und zur Fassade sind leider völliger Unsinn. Das gilt auch für seine Einschätzung zur Kalkulation.

Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Photovoltaik auf dem Dach rechnet sich. Wenn ich die Förderung vom Land NRW und die Mehrwertsteuer-Rückerstattung abziehe, liegt der zu finanzierende Betrag bei nur 28.000 €. Aufgrund der niedrigen Zinsen eines speziellen Programms der Umweltbank (Zinssatz 3,51%) habe ich eine sehr hohe Tilgung von knapp 7% gewählt. So komme ich auf eine monatliche Belastung von etwa 245 €, macht im Jahr rund 2.940 €. Die Photovoltaik-Anlage bringt aber pro Jahr über 4.320 € ein. Mit anderen Worten: Bereits jetzt verdiene ich an der Anlage, wobei die Kostenersparnis durch das Weglassen der üblichen Dachziegel noch gar nicht mit berücksichtigt ist.

Dafür habe ich aber mit einem sehr engagierten und kompetenten Architekten für jede einzelne Kostengruppe beim Hausbau Obergrenzen vereinbart. Neben einem fixen Honorar hatte ich mit dem Architekten eine variable Vereinbarung getroffen. Für jeden Euro, den er aufgrund seiner Ausschreibung und Verhandlung mit den beteiligten Firmen und Handwerken niedriger liegt als die vorher festgelegten Budgets erhält er eine prozentuale Beteiligung. So habe ich keine negative Kostenüberraschung erlebt und der Architekt hat einen zusätzlichen Anreiz bei der Kostenkontrolle. So viel zum Thema Kalkulation. Denn mehr möchte ich hier gar nicht vertiefen. Wer darüber hinaus Interesse hat, kann mir gern ein Mail schicken.

Mein Tipp zum Schluss: Lassen Sie sich von selbst ernannten Experten nicht für dumm verkaufen.

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