Freitag, 28. September 2007

Ende des Mathematikvorkurses

Hiermit erkläre ich den Mathematikvorkurs für beendet, auch wenn heute Nachmittag PD Dr.Wagner über Minima und Maxima referiert. Auch hier will er wie bei der Konvergenz eine andere Vorgehens- und Denkweise präsentieren, die uns die Schulen gelehrt haben. Leider muss ich arbeiten gehen, aber das wird mir noch öfters passieren, dass ich interessante Vorlesungen sausen lasssen muss, um meine Brötchen zu verdienen. Kann überhaupt froh sein, dass Studium mir gerade so noch leisten zu können. In den USA, Frankreich oder England ist Studieren mit wesentlich mehr Kosten verbunden...wundert mich auch nicht, dass dort die Wörter Chancengleichheit und Föderalismus Fremdbegriffe sind...

Schön waren auch zum Schluss noch ein paar Anekdoten über Isaac Newton und Leibniz, die im 17. Jahrhundert gelebt haben und als zwei Universalgelehrte in die Geschichte eingegangen sind. Beide waren sehr ehrgeizig und konnten sich gegensseitig wohl nicht so recht riechen. Leibniz wird sogar nachgesagt, dass er in seinem übertriebenen Ehrgeiz teilweise rücksichtlos war. ...in dem Wiki-Eintrag steht aber nicht viel davon, müsste mal mehr recherchieren... wäre aber auch nichts Neues, dass manche Menschen in ihrem Bestreben nach Perfektion über ihr Ziel hinausschießen, dann wird Eustress zu Dystress - Anzeichen dafür sind Work-Alcoholics, Schlafstörungen, Zynismus und das Schwanken zwischen Depression und Manie uvm...

Newton hingegen war irgendwann mal nicht mehr zufrieden mit seinem Gehalt als Professor und wurde Warden der Königlichen Münze in London, dass heißt, er kümmerte sich fortan um das Prägen von Münzen, von sehr vielen Münzen. Man kann ihn also mit einem heutigen Notenbankchef (?) vergleichen - er verdiente nach der Queen am meisten! Der einzige Nachteil war, so PD Wagner, dass er seine wissenschaftliche Karriere damit beendet hat. Aber egal, Hauptsache glücklich ;-)

Früher wurden so manche Beweise auch mit Hilfe der Mystik geführt, was durchaus zu brauchbaren Ergebnissen geführt hat...schwer abzuschätzen, wieviele Themen man anders formuliert hätte, hätte man über den heutigen reichhaltigen Wissensschatz verfügt. Auch darf man nicht vergesssen: die Rationalität, mit der wir heute Beweise führen, und mit der wir die heutige Mathematik verstehen, ist erst in unserem Jahrhundert entstanden, und den Nachsatz, den PD Wagner bringt, erachte ich als sehr sehr wichtig: wer weiß schon, ob wir diese Rationalität auch noch 400 Jahre später durchhalten können...?!

Nach der offiziellen Vorlesung versammelt sich mal wieder eine kleine Studententraube um PD Wagner, mit dem man sehr gut diskutieren kann. Er stellt uns das "Bindfadenproblem" vor, das Leibniz, Newton und ein Bürgermeister von Amsterdam gelöst haben: ein Bindfaden, eher ein flexibler Draht, wird an zwei definierten Punkten an einer senkrechten Wand fixiert. Wie muss also die Form aussehen, damit eine Kugel maximal schnell entlang des Fadens von Punkt A nach B gelangt, Reibung, Auftrieb etc. vernachlässigbar ?!

Die Antwort ist nicht so einfach, immerhin hat es über 200 Jahre gedauert, bis ein Mensch in unserer heutigen Zeit nach Newton und Leibniz dieses Problem gelöst hat, hat letztendlich etwas mit zykloidischem Rechnen zu tun.

Im Gegenzug habe ich mein Lieblingsrätsel an die Tafel skizziert: drei amerikanische Soldaten geraten im Zweiten Weltkrieg in Gefangenschaft...da der japanische Offizier Rätsel liebt und über einen derben schwarzen Humor verfügt, lässt er die drei Soldaten in einem Dreieck angeordnet jeweils an einem Pfahl fesseln. Dann sagt er zu ihnen: "Ich habe hier drei schwarze und zwei weiße Fahnen. Von diesen fünf stecke ich jeweils hinter jedem Pfahl eine. Ihr könnt also die Farbe der Fahnen Eurer Nachbarn sehen, aber nicht Eure eigene. Auch dürft Ihr nicht miteinander sprechen. Wer aber die Farbe seiner Fahne beim ersten mal errät, bekommt sein Leben geschenkt und ist frei".

Natürlich sind die Soldaten sehr aufgeregt, jeder hat nur einen Versuch und dann nicht miteinander sprechen dürfen, wie soll das funktionieren? Aber nach einer kurzen Weile des Überlegens sagen alle plötzlich fast gleichzeitig, welche Farbe ihre Fahne hat, die sie selber nicht sehen können. Wie kommen sie darauf ?

Dieses Problem kann man mit Hilfe der Kombinatorik lösen. Fest steht, dass diese Soldaten sicher und schnell im logisch Denken waren (ihr Leben hing davon ab), was ich von fast allen Soldaten, egal wo und wann, ob früher, heute oder in Zukunft nicht unbedingt vermuten muss: Befehlsempfänger sollen nicht denken, sondern ohne Überlegen Befehle ausführen - wie arm und primitiv wir Menschen doch teilweise geblieben sind, trotz aller höheren und fortschrittlichen Erkenntnisse !

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