Donnerstag, 20. September 2007

Kann man noch in China investieren?

von Daniel Wilhelmi

Investmentlegende Peter Lynch hat halt einfach Recht. Wenn man nur mit offenen Augen durch die Welt geht, kann man viele Anlageideen sehen und teilweise auch früh aufspüren. So letzte Woche bei mir. Vielleicht haben Sie es mitbekommen: In der letzten Woche fand im kroatischen Zagrep die Tischtennis-WM statt. Da ich ja im Jugendbereich selbst begeisterter Tischtennis-Spieler war (damals reichte es immerhin bis zur Jugend-Verbandsliga), liebe ich diesen Sport.

Und ich schaue ihn mir auch gerne an. Zumal wir in Deutschland ein Jahrhundert-Talent haben, dass niemand kennt: Timo Boll. Der junge Deutsche ist sozusagen der Boris Becker des Tischtennis. Erst vor 2 Monaten ist er zum 2. Mal Einzel-Europameister geworden. Das hat vor ihm noch kein Deutscher geschafft. Er war sogar schon die Nr. 1 der Weltrangliste – was angesichts der Übermacht der Chinesen und einer sehr guten Spielergeneration aus Südkorea geradezu unglaublich ist. Dennoch ist Boll hierzulande nur wenig bekannt. Ich sage Ihnen: Wenn ein deutscher Tennisspieler die Erfolge aufweisen könnte, die Boll in den letzten Jahren erreichte, dann wäre er auf der Titelseite jedes Magazins an Ihrem Kiosk. Na ja, in der Medienlandschaft ist Tischtennis halt immer noch eine Randsportart, obwohl es in Deutschland von der Anzahl der Vereinsmitglieder eine der größten Sportarten überhaupt ist.

Aber zurück zur WM. Ich habe mir die Spiele von Boll mit Begeisterung angeschaut, auch wenn er nicht gut gespielt hat und im Viertelfinale gegen einen Südkorea eine fürchterliche Klatsche gekriegt hat. Und was sehe ich da auf seiner Brust: Eine Werbung des Sponsors Metro. Das ist eigentlich nichts Besonderes. Aber die Aufmachung war hoch interessant: Unter dem Metro-Logo stand nämlich der Firmenname gleich noch mal – in Chinesisch. Ein weiteres Alltags-Indiz, dass mir zeigt: China ist längst kein geheimes Emerging Markets-Investments mehr. Diese Rolle nehmen nun Länder wie Vietnam. Kasachstan oder Pakistan ein.

Suche Sie in Singapur nach chinesischen Aktienperlen

China ist inzwischen überall und kein weitsichtiger Investor kann es sich mehr leisten, nicht Positionen im Reich der Mitte im Depot zu haben. Allerdings ist die Unsicherheit nach dem jüngsten Mini-Crash in China groß: Überall wird von einer Blase gesprochen. Lassen Sie sich von dieser Panik nicht anstecken. Der Großteil der allgemeinen Wirtschaftspresse hat von China oder den Emerging Markets keine Ahnung. Das sehe ich fast täglich, wenn ich die allgemeine Presse verfolge.

Da ist zuerst mal, dass es „die eine chinesische Börse“ überhaupt nicht gibt. Es gibt die Festlandsbörsen (People Republic of China oder PRC-Börsen), Hongkong oder auch Singapur, wo sehr viele kleine chinesische Unternehmen gelistet sind. Denn ein Börsenlisting in Singapur gilt in asiatischen Finanzkreisen als eine Art Ritterschlag und ist hoch angesehen. Singapur ist so etwas wie die Schweiz Asiens.

Und viele Aktien an der Börse in Singapur sind ganz und gar nicht teuer. Die PRC-Börsen würde ich nicht anpacken, wenn Sie mir eine Freikarte für die Fußball-EM 2008 dazu geben. Denn diese Börsen sind brutal überbewertet. Neben Vietnam gehören die PRC-Börsen inzwischen zu den teuersten Börsen der Welt. Auch Hongkong würde ich aktuell meiden.
Obwohl zu hören ist, dass chinesische Festland-Fonds inzwischen hier auf Schnäppchenjagd gehen, da sie an den PRC-Börsen einfach keine attraktiv bewerteten Aktien mehr finden.

Wenn sie also derzeit auf China-Einkaufstour gehen wollen, dann ist Singapur ganz klar mein Favorit für China-Investments. Hier finden Sie teilweise noch hervorragende chinesische Werte mit einem einstelligen KGV und Dividendenrenditen von 3%. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

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