Donnerstag, 20. September 2007

Kein Grund zur Panik

von Daniel Wilhelmi

Im letzten Profit Radar hatte ich Ihnen bereits erklärt: Der Schlüssel für das überfällige Platzen der China-Blase könnte in einer Rezession der USA liegen. Denn der Exportsektor in China ist immer noch die tragende Stütze der chinesischen Wirtschaft. Nun verstehen Sie mich nicht falsch: Die Welt wird dadurch nicht untergehen, auch wenn diese Entwicklung theoretisch zu einer Abwärtsspirale und einer längeren Baissebewegung führen könnte.

Aber derzeit deuten die übergeordneten Faktoren eher auf eine Fortsetzung der Hausse hin. Die Liquidität ist weiterhin hoch. Gleichzeitig sind die Zinsen im historischen Vergleich weiterhin niedrig. Der US-Immobilienmarkt ist so angeschlagen, dass nicht mit einer schnellen Fortsetzung der Rallye bei US-Immobilien zu rechnen ist. Zugleich höre ich aber aus der Branche, dass auch andere heißgelaufene Immobilienmärkte kurz vor dem Platzen ihrer Blasen sind. So höre ich, dass es in Spanien kritisch wird.

Der Rohstoffsektor ist selektiv interessant (Agrarrohstoffe und Edelmetalle), aber dieser Sektor ist im Verhältnis noch sehr klein, um große Liquiditätssummen aufnehmen. Es gibt also auch weiterhin keine ernstzunehmende Alternative zu Aktien. Das wird einer der Gründe für eine Fortsetzung der Rallye sein.

Zudem rechne ich damit, dass eine Rezession in den USA nur von kurzer Dauer sein wird. Vor allem, wenn die FED mit Zinssenkungen gegensteuert. Noch sehe ich keine ausgedehnte Rezessionsentwicklung wie in Japan. Das könnte theoretisch so kommen, aber ich halte es aktuell für unwahrscheinlich.

Reduzieren Sie Ihre China-Investments

Aber: Das bedeutet eben nicht, dass es an den Börsen kurzfristig nicht gewaltig scheppern kann. Bedenken Sie: Die aktuelle Hausse läuft nun schon seit 4 Jahren. Da sind 2 Quartale mit fallenden Kursen im übergeordneten historischen Chartbild eigentlich ein Non-Event und gar nichts Besonderes.

Hinter dem Aufschwung in China steckt zudem trotz der gewaltigen Probleme des Landes mehr als hinter den hoch gepushten New Economy-Werten 1999/2000. Es geht hierbei lediglich darum, eine Überbewertung abzubauen und den Anstieg der letzten Jahre auf eine gesunde Geschwindigkeit zurückzuführen.

Und dafür wäre ein Platzen der Blase an den chinesischen Aktienmärkten genau das Richtige.
Die 3. Konsequenz aus der Marktprognose von Herrn Steffens und meiner Wenigkeit ist deshalb eine Reduktion Ihrer China-Investments, die aus den Sektoren Export und Banken kommen. Zudem bietet es sich dann an, auch auf fallende Kurse der großen chinesischen Indizes oder großer chinesischer Exportwerte bzw. Bankwerte (Stichwort: faule Kredite – und davon gibt es einige in China) zu setzen. Noch ist es nicht soweit.

Aber der richtige Zeitpunkt wird kommen. Für den Emerging Markets Radar werde ich deshalb dann auf Puts auf den chinesischen Markt setzen. Mein 1. Ziel sind dabei der Hang Seng China Enterprise Index (kurz HSCEI genannt) und chinesische Exportwerte (dann die Banken).

Ich bevorzuge den HSCE-Index gegenüber dem Hang Seng Index (HSI), da der HSI die Aktie von Hongkonger Unternehmen widerspiegelt. Der HSCEI bildet hingegen Unternehmen vom chinesischen Festland ab, die deutlich teuerer sind als die Unternehmen aus Hongkong. Deshalb ist der ohnehin volatilere HSCEI korrekturanfälliger als der Hang Seng Index.

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