Freitag, 28. September 2007

Vorläufiges Ende als Kurierfahrer

Heute war auch erst mal "vorläufig", vll. aber auch endgültig der letzte Tag in der Reprografie, die jetzt Plothaus heißt. So schnell vergeht die Zeit, ich kann mich noch genau erinnern, wo ich vor Jahren am Marktplatz ständig zu der Infotheke für die Studentenarbeitsvermittlung gegangen bin, um Tages- oder Wochenjobs zu bekommen. Einmal aber habe ich das riesengroße Glück gehabt, einen Fahrerjob in der Reprografie zu bekommen. Es war bis dato der beste Job, den ich in meinem Leben bekommen konnte, zumal ich Autofahren über alles liebe! Denke ich an die anderen dutzenden Nebenjobs vorher, so muss ich doch im nachhinein lächeln, was man nicht alles macht, um sein Studium zu retten ;-)

Ich gebe auch gerne zu, dass ich in diesem Nebenjob enorme Fortschritte im Autofahren gemacht habe. Man lernt vorausschauender zu fahren, an kritischen Punkten auch mal nachzugeben, viel vorsichtiger zu fahren, wenn die Gefahr eines spielenden Kindes vorhanden ist (kein Autofahrer wird jemals wieder richtig glücklich, wenn er aus Eigenverschulden ein Kind überfährt), man wird etwas toleranter gegenüber anderen Autofahrern, auch wenn ich nach wie vor es hasse, wenn jemand so langsam um die Ecke fährt. Da könnte ich demonstrativ aussteigen und den Wagen vom Vordermann anschieben. Allerdings habe ich auch an mir gemerkt, dass es drei Dinge gibt, die den wahren Charakter eines Menschen durchschimmern lassen: entweder gibt man der Person Macht oder Geld oder setzt sie einfach vors Steuer ;-)

Erst im Zuge der wirtschaftlichen Flaute + diverserer anderer großer Kleinigkeiten - unser Chef hat sehr wahrscheinlich aus Kulanzgründen lange die Schicht doppelt besetzt, obwohl es finanziell nicht tragbar war - musste er die Reissleine ziehen und die Schicht einfach besetzen. Ich musst mich daraufhin nach einem Zusatzjob umsehen. So bin ich zu den Maschinenbauern gekommen. Hätte ich diese beiden Nebenjobs von Anfang gehabt, das Medizinstudium wäre trotz all der unzulänglichen Nebenbedingungen gerettet gewesen. "But you don´t get all what you want"...der Kompromiss ist mit meinem jetzigen Studium Entsorgungsingenieurwesen gefunden...natürlich wird es nicht einfacher, aber jetzt sehe ich das Ganze als machbar an: der finanzielle Rahmen ist sehr eng gesteckt, aber die Ziele sind greifbarer und plastischer. Auch wenn die Materie Medizin für mich viel einfacher zu verstehen ist (normal wenn man damit aufgewachsen ist) als momentan zum Beispiel die Mathematik, so ist das jetzige "feeling" und die "vibrations" ungleich besser und positiver.

Der Kurierdienst und die Tätigkeiten im Institut haben mir sehr klar vor Augen geführt, wie sehr sich manchmal die Arbeit auf der Hochschule von der in der freien Wirtschaft unterscheidet, das sind manchmal Welten. Und doch bleibt ein Prinzip gleich: wenn einer faul ist, und ein anderer dessen Arbeit, und seien es nur Kleinigkeiten, freiwillig, unfreiwillig oder unbewußt übernimmt, dann ist das auf Dauer tödlich...von daher muss es in der Arbeitswelt immer wieder (periodisch) ein "fresh up", eine Klärung der Kompetenzen und der Aufteilung der Aufgabengebiete geben, ohne jemanden auf die Füße zu treten...alles kann in Ruhe geklärt werden: wer diese wenigen Dinge beherrscht und sich selber unterordnen kann, wird erfolgreich, egal ob er ein Institut, eine Firma oder allgemein Menschen leitet.

Ich persönlich bewundere die Leute, die sich selbständig machen oder gemacht haben, das spricht für Mut, und egal, wie es endet, sie heben sich von der Masse ab. Für meine Person, würde ich mich nicht so schnell selbständig machen, aber ich arbeite gerne mit und für diese Leute.

Jetzt zwei Wochen im Institut arbeiten gehen, es gibt viel zu tun. Ich will endlich dort die Ordnung schaffen, die mir schon seit Jahren vorschwebt, so dass Ingenieure, HiWis, Wihis etc. die Dinge sofort finden, die sie benötigen. Leichter gesagt als getan: die Schnittstelle zwischen Maschinenbau und Chemie bringt mit sich, dass tausend Kleinigkeiten überall im Hause verstreut sind. Natürlich muss ich auch meine Sammlermentalität aufgeben, ansonsten werde ich es nie schaffen, auch den kleinsten Papierschnipsel wegzuschmeißen...ich fürchte nur, dass diese Krankheit mich mein Leben lang heimsuchen wird, aber eine kleine Möglichkeit der Heilung gibt es. Dazu müsste ich mich aber so langsam auf die Suche nach einem "Weib" machen, die mir die Leviten liest, denn bis jetzt lasse ich mir von keinem Menschen etwas vorschreiben ;-)

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