Samstag, 20. Oktober 2007

Anna Louisa Karsch (1722-1791) Arie

In Schwiebus 1742

Vergnügte Einsamkeit! du bist die Ruhe,
So meine stille Brust sich längst erwählet,
Was ich hier unternehm, gedenk und thue,
Das wird der Weltcensur nicht aufgestellt;
Bin ich gleich stets allein und ganz verborgen,
So bleibt mein freier Sinn doch ungekränkt:
Ich lebe höchst content und ohne Sorgen,
Weil mir die Einsamkeit Vergnügen schenkt.

Es giebt verschiedene Art von Lustbarkeiten,
So die galante Welt höchst schätzbar preist;
Doch wenn mans überlegt sinds Eitelkeiten,
Drum sag ich noch einmal: mein freier Geist
Ehrt mit gelaßnem Muth die stillen Stunden,
So das Verhängniß mir hier zugezählt,
Es wird auch in der That sonst nichts gefunden,
Das mehr Vergnügen giebt und mir gefällt.

So magst du denn o Welt, das Eitle loben,
Geh mache dir Pläsir wie dirs beliebt,
Mir ist die größte Lust noch aufgehoben,
Die dort das höchste Gut den Seelen giebt.
Ach ich verlache nur das Weltgetümmel,
Indem mein Herze sich die Losung setzt:
Mein bester Theil mein Schatz ist noch im Himmel,
Und hier ist Einsamkeit was mich ergötzt.


* die Autorin ................................................
geb. 1.12.1722, in Schlesien als Tochter eines Gastwirts, sie heiratet sechzehnjährig einen Tuchmacher, von dem sie sich nach schlechter Behandlung scheiden lässt, danach Heirat mit dem Schneider Karsch, einem Alkoholiker, verfasst patriotische Gesänge und Gelegenheitsgedichte als Geldverdienst, Kontakte zu Lessing, Mendelssohn, Herder, Goethe. Gleim sorgt 1764 für die Veröffentlichung ihrer Gedichte, sie stirbt am 12. 10. 1791 in Berlin

Drum sag ich noch einmal: mein freier Geist - Ehrt mit gelaßnem Muth die stillen Stunden ...drum lerne der Mensch, was wirkliche Freiheit ist, sie beginnt im Kopf !

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