Samstag, 27. Oktober 2007

Martin Luther aus der Sicht seiner Zeitgenossen

Petrus Mosellanus, Rektor der Leipziger Universität, beschrieb um 1519 Martin Luthers äußere Erscheinung:

"... Martinus ist mittlerer Leibeslänge, von hagerem, durch Sorgen und Studieren erschöpftem Körper, so dass man fast die Knochen durch die Haut zählen könnte, von männlichem, frischem Alter und hoher, klarer Stimme. Er ist aber voller Gelehrsamkeit und vortrefflicher Kenntnis der Schrift, so dass er gleichsam an den Fingern alles herzählen kann. Griechisch und Hebräisch weiß er soviel, dass er über die Interpretationen urteilen kann. Es fehlt ihm auch nicht an Stoff, und er hat einen großen Vorrat an Worten und Sachen. Im Leben und in seinem Betragen ist er sehr höflich und freundlich und hat nichts stoisch Strenges und Sauertöpfisches an sich, er kann sich in alle Zeiten schicken. In Gesellschaft ist er lustig, scherzhaft, lebhaft und immer freudig, immer munteren und fröhlichen Gesichts, ob ihm auch die Widersacher noch so sehr drohen, und man sieht es ihm an, dass Gottes Kraft bei seinem schweren Werke mit ihm ist. Nur den einen Fehler tadeln alle an ihm, dass er im Schelten etwas zu heftig ist, und beißend sei, mehr als es für einen, der in der Theologie neue Pfade finden will, sicher und für einen Gottesgelehrten schicklich ist; ein Fehler, den allerdings wohl alle, die in späteren Jahren gelernt haben, an sich haben." (in: Luthers Werke, Ausgabe von Walch, 15, 1422, Nr. 391)

weitere Betrachtungen unter Maike Voigt Lüersssen

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