Dienstag, 19. Februar 2008

Menschen bei Maischberger

Georg Schramm: "Das scheue Reh des Kapitals ... äst ängslich und besorgt im Dickicht der Börse ... und beim kleinsten Geräusch, z.B. wenn ein Finanzminister vom Ast fällt ... läuft es ganz schnell nach Luxemburg ..." => das Geld läuft schneller weg, als der Bürger rennen kann...

...die Runde hat leider mal wieder gezeigt: die übereifrigen Verfechter des Kapitalismus sind auch seine Diener, und aus dem Munde eines Politikers klingen die Worte wie Hohn und Spott für denjenigen, der seine Arbeit verliert, wie z.B. bei Nokia... wie oft werden Subventionen noch verschleudert ... haben die Herren Landespolitiker mal wieder Steuergelder in den Rachen eines Global Players geworfen, der nun woanders aufbaut, und sich ins Fäustchen lacht ! Und diese Politiker bleiben nach wie vor im Amt, wohlmöglich werden sie vom "Urnenpöbel" (Georg Schramm) nächstes mal wieder gewählt !

... in Rumänien sagt aber ein Industrieleiter:" Was wollt ihr Deutschen ? Was ist los bei euch ? Ihr müsst entwickeln und planen, aber keine Handys zusammensetzen, das können wir auch hier machen !"

... und da war tatsächlich kein Aufsichtsrat beim Standort Nokia in Bochum ... ?

Da werden also Menschen-, Arbeits- und Geldströme von den großen Firmen nach Belieben gelenkt und gesteuert, und nicht ein Wort von Lothar Späth und dem anderen Politiker, der so weise neben der Maischberger tut, das irgendwo die Schmerzgrenze erreicht ist. Von Moral wollen wir gar nicht reden, die ist in dieser Gesprächsrunde eh´ untergegangen, obwohl sie einen Facharbeiter eingeladen haben, der kurz vor seinem Rausschmiss in der Nokia-Firma in Bochum steht. Da haben sie also die Chance, exemplarisch in dieser Runde zu verdeutlichen, wie man dieses Problem analysieren und angehen kann, und die Verantwortlichen schaffen es mal wieder, sich herauszularvieren.

Frage: wann werden also die Politiker sagen, dass sie Knechte und Handlanger der Wirtschaftsbosse geworden sind, und dass sie, die gewählten Volksvertreter sich hemmungslos an den Steuergeldern vergreifen und diese mit ihren Kumpanen aus der Wirtschaft fröhlich teilen? Sie werden es nie sagen, man muss sie schon vom Hof jagen, damit sie nicht alles zerstören, was die arbeitende Bevölkerung mit viel Mühe und Aufopferungsbereitschaft aufbaut.

Und so sieht also immer noch das deutsche Rechtssystem aus: Täterschutz vor Opferschutz ... "...und die im Dunkeln stehen, sieht man nicht ..." => weder die Opfer, die am Wegesrand liegenbleiben, noch die Täter, die sich
still und heimlich in die Dunkelheit davon machen !

Wenigstens ein Kumpel und ich sind der Meinung: hier gibt es noch keine Revolution, weil es den Leuten im Vergleich zur dritten Welt und den Schwellenländern noch nicht so dreckig geht ... aber sie merken auch immer mehr, dass die Globalisierung nur der reichen Bevölkerung in die Hände spielt und sie die Verlierer sein werden ... sorry ... schon sind ! Man gibt ihnen aber noch das Gnadenbrot, damit sie nicht auf die Straße gehen und ihren Unmut kund tun !

Verlierer und Gewinner einer Wirtschaftswelt, geschaffen von knallharten kapitalistischen Zielen und Werten. Niemand ist von Anfang an böse und raffgierig, aber die momentanen Systeme bringen solche verabscheuungswürdigen und höchst fragwürdigen Kreaturen und Gestalten automatisch hervor, die sich immer mehr in einer Parallelwelt verschanzen.

Und man kann sie noch nicht zur Verantwortung ziehen, weil unsere heutigen Wirtschafts- , Politik- und Gesellschaftsstrukturen diesem großen Handlungsbedarf keine Grundlage und Möglichkeiten zur Entfaltung geben. Im Gegenteil, es gibt genug Schlupflöcher und Nischen, in denen sich Wirtschaftskriminelle, gerade die ganz Großen sich herrlich verstecken können - Spitzenanwälte für Spitzenverdiener gibt es genug !


Ernste Worte und der dringende Appell an Menschlichkeit und Vernunft kommen nicht mehr an sie heran, ihre Art zu argumentieren nähert sich immer mehr den Worten einer durch die Französische Revolution bekannte Person: "Sollen sie doch Kuchen essen, wenn sie kein Brot haben" => wollen die Politiker, Banken, Konzerne und Wirtschaftsbosse wirklich eine erneute blutige Geschichte heraufbeschwören und dann ihre Hände noch in Unschuld waschen ???

Verbrannte Erde werden sie uns hinterlassen, im Herzen und Gemüt vieler ist sie jetzt schon vorhanden. Ich frage mich nur, wohin geht denn ein Reicher, wenn er genug abgesahnt, nichts mehr zu schröpfen und den Mittelstand endgültig in den Abgrund gestürzt hat ? ... verschanzt er sich hinter dicken Mauern, sucht er ein Haus im Ausland, oder kauft er sich ein Insel ?


Der Hohn im Gespräch ist, dass dieser eine ehemalige Politiker oder Berater unter Helmut Schmidt die Mindestlöhne verurteilt und als völlig unbrauchbare Forderung der Gewerkschaften ansieht - wie kann man nur so etwas sagen, wenn seine Rente sicher ist und sein finanzieller Lohn das Vielfache eines Arbeiters übersteigt ?

Mindestlöhne sind die wichtigsten Orientierungspunkte innerhalb einer funktionierenden Arbeitswelt, ohne sie würde die schon längst vorhandene Ausbeutung und Raubmentalität ins Uferlose steigen. Gäbe es diese Raubmentalität nicht, dann bräuchten wir auch keine Mindestlöhne, da sich alles wieder über Angebot und Nachfrage, Qualität und Anforderung regeln würde.

Und Lothar Späth brüstet sich damit, natürlich in feiner schwäbischer Manier, dass er im Ausland Fabriken aufbaut für die Halbleiterproduktion ... ach so, in Dresden hat er auch eins aufgebaut, fragt sich nur, wessen Kapazität größer und wessen Laufzeit länger ist, diejenigen im Ausland oder in Deutschland ?

Ich bin mal gespannt, wann in Deutschland die Polizei und das Militär die Besitztümer und die Anlagen der Reichen schützt, so wie es in vielen anderen Ländern der Erde schon längst der Fall ist. Verschwindet der Mittelstand gänzlich oder ist so unbedeutend geworden, dann hat eine endgültige Polarisierung stattgefunden, so wie in einem voll aufgeladenen Akku - aber wie wird dann die "Entladung" aussehen ?

Schade, dass die Maischberger den Franz Konz "1000 legale Steuertricks" viel zu wenig zu Wort kommen hat lassen, er war der Älteste in der Runde. Obgleich er auch nicht mit so viiiiel intellektuellem Geiste gesegnet war wie die beiden Herren Politiker und Wirtschaftsleute, und obwohl er manchmal Weltoffenheit mit genauem Argumentieren verwechselt hat, so hat er viel Pragmatismus und Verständnis für den einfachen Bürger gezeigt - zum Glück hatte er dann wenigsten das Abschlusswort für diese sehr interessante aber wenig ergiebige Runde !

Fazit: Man darf halt keine Wirtschaftsverantwortlichen und Politiker einladen, sonst hört man nur ein selbstgefälliges und selbstverherrlichendes Lobbyistengeschwätz, in dem sogar immer mehr Verachtung gegenüber der Bevölkerung zu Tage kommt.

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