Samstag, 26. April 2008

A Beautiful Mind

1947 kommt John Nash als Mathematikstudent nach Princeton. Der geniale und exzentrische Wissenschaftler, der aus einfachen Verhältnissen stammt, hat Probleme mit seinen elitären Kommilitonen, erstaunt jedoch die Fachwelt durch seine überdurchschnittlichen mathematischen Fähigkeiten. In kürzester Zeit erlebt er einen kometenhaften Aufstieg und steht kurz davor, internationale Anerkennung zu finden - da bedroht eine furchtbare Diagnose seine Karriere: Schizophrenie. (Pro7, Sa, 20:15)

=> erst der halbjährige Dienst in der geschlossenen Psychiatrie, hat mir die Augen geöffnet: niemand sollte sich zu sicher sein, dass seine Wahrnehmung der Welt auch den gesellschaftlichen Normen entspricht. Gesellschaftliche Normen und Werte hingegen sind aber auch relativ, nicht unumstößlich, ständig im Wandel und auf keinen Fall als absolut zu betrachten.

Besonders die Menschen, die meinen stellvertretend für alle, Normen und Moral definieren zu müssen, ohne im Dialog mit den anderen ihre Wertvorstellungen zu prägen, sind mir sehr suspekt !

Bei fairer und genauer Betrachtung ist die medizinische und psychologische Katalogisierung der psychischen Krankheiten durchaus mit Vorsicht zu genießen. Denn was hat die Psychiatrie bis in unser Jahrhundert vielen "kranken" und hilfsbedürftigen Patienten gegeben ? Zwar hat sie uns großartige Erkenntnisse von der Psyche auf den Weg mitgegeben, aber die Wahl der Therapieformen war und ist oftmals sehr bescheiden geblieben: Stromstöße und knallharte Medikamentencocktails ersetzten und ersetzen immer noch geduldige, sanfte und verständnisvolle Therapien.

Wie oft gingen meine Gedanken während des sehr anstrengenden Nachtdienstes in der geschlossenen Psychiatrie/Geriatrie nach draußen in die Welt - wie oft war man der Verzweiflung nahe, dass die Gesellschaft unbequeme Fälle einfach abschiebt ins Gefängnis, in die Psychiatrie und in andere geschlossene Anstalten. Und wieviele harmlose Patienten befinden sich in Gewahrsam, während wahre gefährliche Täter vom Rande der Gesellschaft bis hin in die allerhöchsten Ämter nach Gutdünken und mit Willkür handeln, weil man sie gewähren lässt !

Psychische Erkrankungen sind bis auf wenige endogen induzierte Formen, immer ein Spiegel der Gesellschaft und ihre Strukturen, und was sich da widerspiegelt, zeugt selten von menschlicher kollektiver Einsicht, Vernunft und Toleranz !

Nehmen wir das Thema Schizophrenie: orientiere ich mich an wissenschaftlichen Theorien, oder wird mir einfach bewusst, dass sie zwangsläufig ein ganz einfaches Produkt unserer Gehirnleistung ist, hervorgerufen u.a. durch den Dialog zwischen beiden Hirnhälften und den dynamischen Fluss durch alle Schichten und Instanzen unseres Cerebrums. In gewisser Weise muss man schizophren sein, um überhaupt mit sich selber kommunizieren zu können.

Das, was dann als Kranhkeit definiert wird, orientiert sich in Wahrheit zum größten Teil daran, inwieweit der Mensch für die Gesellschaft tragbar und leistungsfähig bleibt und ist. Die alles entscheidende Frage ist, kann man mit einer von Ärzten diagnostierten Krankheit leistungsfähig bleiben, oder wird man überwachungspflichtig, pflegebedürftig bis hin unmündig gemacht ?

Solange die Gefährdung anderer Menschen (=dritter Personen) ausgeschlossen werden kann, - und das war bei den allermeisten stigmatisierten Mitmenschen der Fall - ist in Zukunft weniger Aufregung und mehr Solidarität gefordert.

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