Freitag, 11. Juli 2008

Separate Welten

... lese gerade in der SZ vom Dienstag, dem 8. Juli 2008 im Wirtschaftsteil den Kurzbericht: "Separate Welten" von Nina Vovensiepen: "Staatsdiener und Wirtschaftsbosse wechseln nur selten die Seiten, doch besonders prominente Beispiele sorgen für viel Aufsehen"

Da heißt es in der Antwort der Bundesregierung (hier Volker Wissing) auf Anfrage der FDP u.a.:

"... Aus der Antwort geht hervor, dass beispielsweise in diesem Jahr von 21886 Beamten und Angestellten in den Ministerien des Bundes nur 28 ausgeschieden sind, das sind gerade mal 0,13 % ... Staatsdiener - für viele Menschen scheint das nach wie vor eine Job für´s Leben zu sein. Laut Wissing macht dies außerdem deutlich, dass es einen nennenswerten Ausstausch zwischen Staat und Wirtschaft nicht gibt. "Im Prinzip handelt es sich um zwei separate Welten ohne Berührungspunkt", sagt er. Eine Ausnahme davon gibt es: Das sind die in einer großen Zahl von Verbänden in die Politik entsandten Lobbyisten - zwischen 2004 und 2006 sollen laut dem Bundesrechnungshofes gut 300 dieser Externen in den Ministerien tätig gewesen sein. Nach der heftigen Kritik des Bundesrechnungshofes hat die Bundesregierung aber bereits deutlich gemacht, dass sie diese Seitenwechsel künftig deutlich schärfer kontrollieren will ..."

Ich frage mich, wessen Geistes Kind man sein muss, um solche Aussagen wie die rot gekennzeichneten, machen zu können. (sry, wenn die Journalistin den Politiker falsch oder in einem falschen Zusammenhang zitiert hat, dann nehme ich alles zurück).
  1. Politik und Wirtschaft sind seit Jahrzehnten in einem zunehmenden Maße derart miteinander verflochten, dass "ohne Berührungspunkt" schlichtweg falsch und gelogen ist !
  2. Kurz danach widerspricht sich der Politiker im gleichen Atemzug, in dem er als "Ausnahme" die Lobbyisten nennt => was er als "Ausnahme" bewertet, ist geradezu das Symptom dieser Verflechtung, weiter noch: es ist ein Instrumentarium großer Unternehmen, um Entscheidungsträger zu beeinflussen, aber sicherlich kein Vertreter und Fürsprecher der Klein- und mittelständischen Unternehmen, die nach wie vor um ihr Überleben kämpfen müssen.
"Oh Herr, selbst wenn Otto Normalverbraucher täglich beschissen wird (und auch manchmal selber andere bescheisst), so befreie uns wenigstens vor gutgemeinter Klugscheißerei und oberflächlichen billigen Aussagen."

Die Verharmlosung dieser Dinge könnte man auch so umschreiben: "Herr Doktor, bin ich schwer erkrankt ?" - "Aber nein, ich kann sie beruhigen: sie tragen nur einen todbringenden Virus in sich. Gehen sie mal nach Hause und trinken sie einen heißen Tee mit Zitrone, das soll auch Wunder wirken".

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