Donnerstag, 3. Juli 2008

"Sklaverei in Mauretanien" - Menschenhandel, ein weltweites Verbrechen

Die letzten Sklaven

Die Islamische Republik Mauretanien, im August 2007: Der neue Präsident der Republik, Sidi Mohamed Ould Cheick Abdallahi, verabschiedet ein Gesetz, das Sklaverei unter Strafe stellt. Bereits zum vierten Mal wird in Mauretanien offiziell die Haltung von Sklaven "abgeschafft".

Daraus lässt sich im Umkehrschluss leider folgern, dass die Sklaverei in diesem Land der Sahelzone zwischen Maghreb und Schwarzafrika bis vor knapp einem Jahr noch toleriert wurde. In Mauretanien gehört die Sklaverei zum System. Eine Jahrtausend alte Tradition will, dass jeder Mensch hier als "Herr" oder "Sklave" zur Welt kommt.

Weder Gesetz noch Staat konnten diesen Brauch bisher unterbinden. Die Sklaven gehören zu Haus und Gut ihres Herrn. Sie erledigen die niedrigen Arbeiten, während ihre Herren Schöngeister, Geschäftsleute, Beamte und Intellektuelle sind. Auf diesem althergebrachten System baut die gesamte mauretanische Gesellschaft auf, sowohl in der "maurischen", Arabisch sprechenden als auch in der schwarzafrikanischen Gemeinschaft.

Um einen Aufstand der Sklaven zu vermeiden, werden diese von ihren Herren mit religiösen Argumenten eingeschüchtert: Wer flieht, kommt in die Hölle! Biram, Boubacar, Aminetou, Mohammed Lémine und Messaoud stammen aus beiden Lagern, Sklaven und Herren. Sie haben jetzt den Mut aufgebracht, sich dem System zu verweigern.

Ihr Ziel besteht darin, das Land von der Geißel der Sklaverei zu befreien, von diesem "Krebsgeschwür, das die mauretanische Gesellschaft zerfrisst". Auf ihnen ruht die Hoffnung, dass in Mauretanien die Sklaverei bald wirklich der Vergangenheit angehört. Themenabend: Menschenhandel.

(tvtv.de, ARTE)

Notizen, Zitate, Zusammenfassung
  • eine ehrliche Aussage eines ehemaligen Sklavenhalters => ich bin sein Milchbruder, ich habe die Milch seiner Mutter als kleines Baby getrunken ! Schon als Kind habe ich nicht als Sklaven meines Vaters betrachtet. Erst als ich 18 wurde, konnte ich ihm sagen: "Du bist frei und nicht länger mehr ein Sklave"
  • Kessel: 1930: Augenzeuge wie in Zentralafrika Sklavenmärkte stattfinden, leider gerieten diese Entdeckungen in Vergessenheit ! Noch heute wird der Sklavenhandel durch viele Araber totgeschwiegen !
  • 350 Millionen Sklaven von Afrika nach Amerika
  • Die Sklavenroute, UNESCO
  • vom 7. bis ins 20.Jahrhundert
  • Erlösung aus dem Schattendasein
  • Ignoranz auf vielen Konferenzen besonders in arabischen Staaten
  • warum wird es totgeschwiegen
  • Anzahl der Sklaven war sehr viel höher als bisher angenommen: Bergwerke, Salzminen, Bau von Staudämmen, Produktionskräfte,
  • Händlerdynastien, z.B. in Kairo entstehen, staatliche Aufträge,
  • Der Koran stellt Regeln für die Sklavenhaltung auf, er legetimiert die Sklaverei: es sollen Nicht-Muslime sein
  • viele Rasselehren
  • viele Bezeichnungen für Sklaven, ethnische und regionale Bezeichnungen
  • Gewaltakte, frontaler Angriff auf Dörfer => brutale Gewaltakte, auf jeden Sklaven kamen zwei bis drei Tote, besonders Kinder waren begehrt, leichter zu manipulieren
  • über 14 Jahrhunderte die gleichen Methoden, 7 Millionen durch die Wüste wie Vieh getrieben, nur wer eine eiserne Gesundheit hat, schaffte es mit den Karawanen bis zur Küste => danach über´s rote Meer geschifft => 8 Millionen Menschen => Kairo, Bagdad, Timbuktu => danach lebensbedrohliche Kastration (70-80%n Sterblichkeit)
  • bis zum 20 Jahrhundert gab es Sklavenschiffe
  • Sansibar als Umschlagplatz, 15.000 Gefangene in einer Festung
  • Gewürznelkenplantage, hohe Sterblichkeitsrate
  • Sklavengesellschaft ohne Rechte
  • Ghana 2004: Internationales Gedenken, kein Wort darüber, dass auch Schwarze Nutznießer von Sklavenhaltung sind, nämlich die Helfer und Helfershelfer => afrikanische Eliten als Mittelmänner, der moralische Aspekt spielte damals keine Rolle
  • Zurordnung ist nicht immer eindeutig, dieser Zwischenhandel ist Grauzone: 14 Millionen
  • Wilde ist ein Begriff für die anderen von nebenan: Kriegsgefangene werden als Sklaven behandelt
  • Menschen können zu jeder Zeit versklavt werden => Zersetzung der Gesellschaft => selbst Dorfchefs verkaufen
  • wie ein roter Faden: Menschenhandel im Verborgenen, ohne Kläger
  • bis zum 19. Jahrhundert explodiert der Handel
  • Europa tritt in das Zeitalter der Aufklärung: Freiheit, Menschlichkeit, Brüderlichkeit
  • Öffentlichkeit kritisiert das was sie jahrhundertelang genutzt und gebilligt hat: den transatlantischen und innerafrikanischen Sklavenhandel
  • in manchen Ländern verschwindet die Sklaverei ohne jemals vorher in Frage gestellt worden zu sein => unzureichende Geschichtsaufarbeitung
  • Internationaler Tag des Gedenkens
  • Bill Clinton besucht alte Sklavenstädte
  • warum werden nicht alle Verursacher bei ihren Namen genannt: abendländische, arabische und afrikansiche Mittelsmänner => Öffnen der Buchse der Pandorra => Schuld macht Angst
  • Intellektuelle thematisieren dieses Problem, von offizieller Seiter kommen kaum Statements
  • wer wird das schmerzvolle Kapitel bearbeiten ? wer wird über alle Formen des Sklavenhandels reden, wer wird auch die schwarzen Mittelsmänner ins Rampenlicht stellen, welcher Historiker nimmt sich dieser "Grauzone" an, in einer Zeit, wo lieber einfache Wahrheiten bevorzugt werden
  • wann sind die Wunden verheilt ?
  • selbst im Westen reichen sich Ahnungslosigkeit und Nichtwissenwollen die Hand !
  • Antoine Saint Exupery: schildert seine Eindrücke von Sklaven, die langsam nackt sterben, und nebenan spielen mauretanische Kinder
  • SOSesklave
  • auch in Mauretanien herrscht noch in örtlichen Traditionen, so in Mali, Niger etc. => Kastensystem, hiesige Politik, Status, Geburt => innerafrikanische Sklaverei => in Mauretanien gibt es eine Millionen Dichter, weil sie wegen Sklavenbesitz dazu Zeit haben
  • moderne Sklaverei und historischer Sklavenhandel sind sorgfältig zu betrachten
  • Akteure nutzen Vorwände wie islamische Rechtsprechung (siehe Koran), um Sklaverei zu rechtfertigen, weiterhin Hautfarbe, ideologische Unterschiede
  • ein Moslem darf nicht einen Moslem versklaven, eindeutige Beziehung zwischen Islam und der Tatsache, dass heute fast nur in der islamischen/arabischen Welt noch Sklaverei herrscht
  • 2004 Jahr der Erinnerung an die Sklaverei der UNO, leider wurde nur der transatlantische Sklavenhandel beleuchtet, es ist aber eine gegenwärtige globale Angelegenheit => auch Afrikaner müssen sich mit afrikanischen Sklavenhändler auseindandersetzen !
  • historische Kontinuität
  • die afrikanische Schwierigkeit: monolithisches Bild müsste demontiert werden
  • warum ist es so schwierig diese einförmige Sichtweise zu demontieren, zu widersprechen ?
  • hierarchische Ordnung, die bis heute noch vorherrscht, autoritäre und diktatorische Strukturen in vielen afrikansichen Staaten behindern die gesellschaftliche und schulische Aufklärung
  • wie gehen islamische Rechtsgelehrte mit diesem Thema um ?
  • wie sehen Wiedergutmachungen aus: europäische Unternehmen arbeiten mit afrikanischen Eliten zusammen, damals wie heute (Ausbeutung der Bevölkerung und des Landes)
  • Verbrechen gegen die Menschen und Menschlichkeit muss im Dialog miteinander ein ständiges Thema bleiben, sonst verklingt der Ton der Musik und Leere bleibt

Keine Kommentare: