Samstag, 18. Oktober 2008

Trotz allem: China wächst weiter

von Volkmar Michler

Erreicht die Finanzkrise jetzt auch China? Wenn man sich die Aussagen des Chefs des Rohstoffkonzerns Rio Tinto anhört, muss man zu diesem Eindruck kommen. Und wenn man sich die chinesischen Börsen anschaut, dann ohnehin.

Denn der Shanghai A-Index hat in diesem Jahr allein über 62% verloren. Rio Tinto warnt nur vor einer Schwächeperiode der chinesischen Wirtschaft. Schon jetzt ist die Nachfrage nach Aluminium und Kupfer zurückgegangen. Nun, erst im 3. Quartal hatte Rio Tinto noch „extrem gute Produktionszahlen" geliefert. Klar ist natürlich, dass das hohe chinesische Wachstum in der Vergangenheit eine Ursache für die hohen Rohstoffpreise war. Ebenso klar ist aber auch, dass China sich nicht dauerhaft von einer abkühlenden Weltwirtschaft abkoppeln kann.

Dennoch erwarte ich aber nur eine moderate Abschwächung. Schon in der letzten Taipan-Ausgabe vom September habe ich darauf hingewiesen, sich durch die Wall-Street-Turbulenzen nicht verrückt machen zu lassen, sondern einen Blick nach China zu werfen.

Das mache ich übrigens auch heute Abend ab 21.30 Uhr. Denn 3sat hat mich zu einer spannenden Live-Sendung eingeladen, bei der es um die Perspektiven einer in Deutschland wenig bekannten Boom-Region geht: Chongqing. Wenn man den Verwaltungsbezirk als Maßstab nimmt, handelt es sich hier mit 32 Millionen Menschen um die größte Stadt der Welt - ein Boom im Hinterland ohne Beispiel.

Natürlich wird es in der Sendung ab 21.30 Uhr auch um die Frage, welche Rolle China in der aktuellen Finanzkrise spielen kann. Eine Antwort habe ich bereits jetzt für Sie:

China wird gestärkt aus der Krise hervorgehen

Ein Indiz dafür sind die aktuellen Wachstumsprognosen des IIWF (Internationaler Währungsfonds) für 2009, die vor wenigen Tagen veröffentlich wurden.

Der IWF erwartet, dass im nächsten Jahr die Weltwirtschaft nur noch um 3% wächst, das schwächste Wachstum seit 2002. Für Deutschland wir ein Negativ-Wachstum erwartet, was eine schöne Umschreibung dafür ist, dass Wirtschaft in Deutschland schrumpft. Eigentlich ist der Begriff „Negativ-Wachstum" Unsinn.

Ein positives Wachstum wird nach den Prognosen des IWF China erzielen. Und zwar eine Wachstumsrate, von der andere Länder nur träumen können. China wird sich abschwächen, wobei man bei einer Wachstumsrate von 9,3% für das nächste Jahr eigentlich nicht von einer Schwäche reden kann.
Denn es kristallisiert sich heraus, dass die Wirtschaft Chinas insgesamt wesentlich belastbarer ist als andere Volkswirtschaften. Von einem Abschwung in den USA und Europa dürfte China deshalb wesentlich weniger betroffen sein als von vielen erwartet.

Hinzu kommt, dass China bedingt durch seine rasante Wirtschaftsleistung in der Vergangenheit gigantische Währungsreserven angesammelt wurden. Und zwar in Höhe von 1.800 Mrd. US$. Das ist deutlich mehr als die anderen BRIC-Staaten Brasilien, Indien und Russland zusammen.

Schon jetzt deutet sich an, dass die bisherige elitäre Rund der westlichen G8-Staaten in dieser Form keinen Bestand mehr haben wird. Oder, um es anders auszurücken: China wird in Zukunft hier nicht nur ein Wörtchen mitreden, sondern es wird sich die Machtbalance von den USA weg in Richtung USA verschieben.

China wird in der Finanzkrise als Akteur auftreten und es wird sich zeigen, dass ohne die Wirtschaftskraft und Geldpower der Chinesen die Finanzkrise noch wesentlich länger und schärfer verlaufen würde.
Darauf sollte sich der Westen in Zukunft einstellen, und Sie als Anleger auch ... auch wenn die charttechnische Verfassung der chinesischen Börsen zurzeit absolut nicht danach aussehen.

Aber, um es einmal so zu formulieren: Schnäppchen machen Sie nur, wenn die Kurse im Keller sind.

Gute Kurse wünscht Ihnen

Volkmar Michler

... natürlich ist China der "lachende Dritte" ! Dies ist aber keine neue sondern eine gesicher Erkenntnis, die realistische Ökonomen und Soziologen schon seit über einem halben Jahrzehnt formulieren: wir sehen den allmählichen aber stetigen Untergang der dominanten Ära der US-Amerikaner, die sich ihrerseits verwundert die Augen reiben, die jahrzehntelang von US-amerikanischen Regierungen vor der Realität verschlossen worden sind.

Und im Reich der Mitte schottet sich jetzt schon ein gewachsener chinesischer Mittelstand und die Oberschicht von den "Armen" und der "Ärmsten der Armen". Deren Probleme und Not geht einem Mittelständer und einem Parteibonzen am Arsch vorbei.

Unsere neue Mitbewohnerin, die aus der Nähe von Bejing kommt, meint, dass sie während der Olympischen Spiele, selten so einen freien und dunstfreien Himmel gesehen hätte ... na dann, Prost Mahlzeit: China wiederholt im Zeitraffer die Geschichte des Kapitalismus gepaart mit einer umwelt- und gewerkschaftsfeindlichen Industrialisierung. Und allmählich stößt auch die jahrtausende alte Chinesische Heilkunst an ihre Grenzen: vergiftete oder immer weniger werdende Heilkräuter können auch keinen gestressten, vergifteten oder erkrankten Körper heilen !

Ade, du schöne Welt, wo Pflanzen, Tiere und Menschen in einer herrlichen Symbiose miteinander gelebt haben !

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