Dienstag, 23. Dezember 2008

Alle Macht gehört den Kartellen

Von Marc Lacey

21. September 2008, 02:51 Uhr

In Mexiko hat der Krieg der Drogenbosse dieses Jahr schon fast 3000 Menschenleben gefordert. Die Bürger leben in Angst: Mord und Entführungen sind alltäglich geworden. Die Regierung steht dem Terror hilflos gegenüber =>

  • Vorbei die Zeiten, als Mexikos Drogenkrieg für die meisten noch eine eher abstrakte Bedrohung war. Etwas, worüber man am Frühstückstisch bei der Lektüre der Morgenzeitung lamentieren konnte, ohne davon betroffen zu sein. Jetzt sind seine Zeichen allgegenwärtig. Sei es das Gedudel der Gangster-Balladen im Radio, die dem Drogengenuss und ihren Profiteuren einen romantischen Anstrich verleihen. Seien es die riesigen Werbebanner, die von Autobahnbrücken herabhängen und mit denen die Drogenkartelle ganz offen neue Killer anzuwerben suchen oder ihren Rivalen drohen.
  • Die mexikanischen Drogenkuriere, die den Stoff von Südamerika in die USA schmuggeln, haben der Regierung von Präsident Felipe Calderón den Krieg erklärt, nachdem der sein Militär an die neuralgischen Punkte ausschwärmen ließ, um dort die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Hatten sich doch die örtlichen Polizeireviere, unterwandert von Kartellangehörigen und mit schlecht ausgebildeten Polizisten besetzt, als unfähig erwiesen, den Job zu erledigen.
  • Fast 3000 Menschen sind dem Drogenkrieg allein in diesem Jahr schon zum Opfer gefallen. Rentner sind darunter, Schulkinder und Schwangere. Der Nationale Sicherheitsrat teilte jetzt mit, es würde eine Sondereinheit eingerichtet, die auf Entführungen spezialisiert ist. 650 Menschen wurden in diesem Jahr bereits verschleppt.


Die Kaskaden sehen folgendermaßen aus, die Formen / Varianten sind fließend:

Variante 1 (besonders in Süd- und Mittelamerika + Afrika + Asien)
  • Scheindemokratie, Polizeistaat oder Militärdiktaktur
  • Korruption und Vetternwirtschaft innerhalb der Staatsorgane
  • Infiltrierung aller Behörden bis hin zum einzelnen kleinen Beamten
  • Besetzung bzw. Einflussnahme von Schlüsselpositionen durch Wirtschaftskriminelle und organisierter Kriminalität
  • Bildung von autarken Organisationen innerhalb eines Staates => mafiöse Strukturen und extremistische Gruppierungen
  • Zersetzung der täglichen Ordnung und Sicherheit
  • Auflösung aller Grundrechte der Bürger
  • das Gewaltmonopol liegt nun nicht mehr länger in der Hand eines Staates, sondern wird vom "Stärkeren" für seine Privatzwecke und -interessen zweckentfremdet und missbraucht
Endstadium:
  • die genug Geld gescheffelt haben, setzen sich ins Ausland ab, oder lassen ihren Reichtum gut bewachen
  • das Machtvakuum wird gefüllt mit Lokalherrschern und Despoten

Variante 2: (viele aktuell oder ehemals kommunistisch regierte Länder wie Russland, China, Kuba etc.)
  • Diktaturen und Polizeistaat bilden jahrezehntelang eine Einheitsregierung
  • es herrschen unausgesprochenen Regeln und mündliche Vereinbarungen zwischen einer Einheitspartei, Militär, kriminellen Vereinigungen und anderen Lokalmachthabern
Endstadium:
  • Der Bürger lebt in einer Scheinwelt, die in der öffentlichen Wahrnehmung auf der Weltbühne scheinbar gerade noch an der Grenze zur Inhumanität eingestuft wird.
  • Die Führungen dieser Staaten können sich sogar gelegentlich öffentlich einigermaßen gut verkaufen (Russland, Pakistan, Libyen, China usw.)
  • Hier braucht sich der Reiche nicht zu verstecken, er macht viel Urlaub im Ausland und verkauft sich dort als rechtschaffener Bürger.

Variante 3: (Myanmar, Nordkorea u.a.)
  • Absolutistische Gewaltdiktaturen:
  • Hier hat eine Riege von Männern und Familienclans die absolute Gewalt
  • Es herrschen kaum bi- und multilaterale Beziehungen zu anderen Staaten
  • die Isolierung wird von einigen wenigen Machthabern herbeigeführt
  • vollständige Auslöschung von freiheitlichen, demokratischen und humanen Werten
  • Verschleppungen, keine ordentlichen Gerichtsverhandlungen, Folter als alltägliches Mittel
  • Bespitzelung bis in die Privatsphäre, das gesellschaftliche Leben ist zu einem Gefängnis geworden
  • Die Gefängnisaufseher selber verlassen selten ihren Staat selten.
Endstadium
  • diese Form von Gewaltherrschaft ist das Endstadium selber

Ursache von Gewaltherrschaften:
  • entweder man wird in eine Zeit und in ein System geboren, und wächst mit diesen Begebenheiten auf, und ändert nicht viel, da es schon immer so gewesen ist. Das alltägliche Überleben steht im Vordergrund.
  • durch mangelnden Widerstand der Bevölkerung, die in einem bequemen Zustand verharren (alles Gute ist so selbstverständlich), ändern sich die Dinge langsam aber stetig und unaufhaltsam unter der Oberfläche => schleichende Zersetzung mit plötzlichem Einbruch und Zusammenbruch von gesellschaftlichen sozialen Netzwerken.

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