Mittwoch, 22. September 2010

Drei Dinge haben mich dazu bewogen, vielleicht doch mal hin und wieder ein paar Frauen auf der Werft (und im Alltag) anzusprechen, auch wenn deren Anteil an der Gesamtbelegschaft der Handerwerker ein paar Promille beträgt.

1) Elektromeister erzählt, wie mal eine Malerin an Deck in der Nähe einer Raucherecke ihre Arbeit erledigt hat. Sie wurde geradezu angestiert, als ob die Männer noch nie im Leben eine Frau gesehen hätten. Das war wohl schon eher an der Grenze von "eine Frau gierig anschauen" und sie "mit den Blicken" ausziehen.

2) Vor zig Jahren, am ersten Arbeitstag im Institut lädt uns Leit. Ing. zum Mittagessen in die Mensa ein (=Willkommensessen). Nach dem üppigen Menue macht er mich darauf aufmerksam, dass ich sehr auffällig und vielleicht auch etwas zu intensiv eine Frau angestarrt habe und mich auch ständig umgedreht hätte. Mir ist das selber gar nicht so aufgefallen.

3) Auf dem Weg zur Frühstückspause sehen wir eine Blondine im Schiffsbauch eine Wand anmalen. Die hatte fast die Klasse gehabt wie "Engelsgesicht". Ganz automatisch, ohne sich abzusprechen entfährt uns drei männlichen Wesen nacheinander nur noch die steinzeitähnlichen Ausdrücke "Oh", "Ah", "Wow" und ich grinse noch ihr zu, bevor wir alle drei um die Ecke verschwunden sind.

Diese drei Punkte lassen mich noch mal darüber nachdenken (+ die Bemerkung der jungen Göre im Schwimmbad, ich solle doch meinen Style ändern), wie ich in Zukunft zu verfahren habe auf dem Weg zu potentiellen pochenden Herzensangelegenheiten. Schätzungsweise habe ich jetzt wieder meine alte Form wieder gefunden + fortschrittliche Erweiterung:
  • Ich werde weiterhin interessante Frauen anschauen + sie ansprechen. 
  • Das ist fair, weil man(n) dann sich selber nicht hinter verstohlenen Blicken versteckt, sondern sich auch selber zeigt. 
Gesagt getan: auf dem Rückweg von der Frühstückpause stehen unten am Schiffsbau auf der Backbordseite ein paar exotische Frauen, wovon mir eine sehr gut gefällt. Die beiden Kollegen gehen schon zu ihren Arbeitsleitern, und ich spreche einen von ihnen an.
  • Erfahre, dass sie eine Art "Kontrollteam" bilden, die Angesprochene kommt aus der Karibik, und die mir gut gefällt, kommt aus Philippinen. 
Ich hätte gerne mich länger mit ihnen unterhalten, aber Vorarbeiter M. hat überall seine Augen, und ich riskiere keine weiteren  verbalen Auseinandersetzungen, da momentan zwischen uns beiden ein wohltuender neutraler Frieden herrscht (=günstigste Voraussetzung, um in Ruhe zu arbeiten). Also laufe ich meinen beiden Kollegen hinterher und zwänge mich in gewohnter Manier zwischen Unterkonstruktion und Decke.

Kurz vor der Mittagspause spreche ich zwei italienische Innendekorateurinnen an, die Blattgold auf Stuck kleben. Nach der Mittagspause mit Elektromeister und Revoluzzer nehme ich allen Mut zusammen und gehe im herrlichsten Sonnenschein auf die zwei + eine Kollegin zu. Ist alles nicht so einfach, da man doch manchmal denkt, ob die das nicht als schlechte Anmache verstehen. Aber egal, muss mal so langsam meine Schüchternheit ablegen.

Also spreche ich diejenige an, die ich auch als erstes auf Deck 12 gesehen habe. Bin sehr zufrieden, es hat sich ein lockeres Gespräch auf Englisch ergeben.
  • Alle drei sind Innendekorateurinnen aus Genua
  • Sie arbeiten nur einen Monat auf diesem Schiff, befinden sich jetzt in der dritten Arbeitswoche.
  • Haben eine Monteurswohnung in Papenburg.
  • Die Schlanke mit der markanten Nase und Locken heißt Benedicta.
  • Die zweite mit Brille und glatten dunklen Haaren und auch relativ hübsch, heißt Cora.
  • Und die kleine hübsche Blondine heißt Elisabeth.
Ich frage Benedicta nach ihrer email-Adresse, die sie mir in mein rotes Notizbüchlein hineinschreibt. Vielleicht ergibt sich am allerletzten Wochenende die Gelegenheit, dass man alle gemeinsam in Papenburg oder Umgebung rausgehen kann. Auf jeden Fall muss ich ein schönes Feuerzeug mit Motiv kaufen und mit dem Feuerzeug von Benedicta tauschen, da ihres so ein interessantes eckiges Rädchen hat, mit dem man den Feuerstein zum Funken bringt. Sie meint, die gäbe es überall in Italien.

Dann geht sie schon mal zur Arbeit, und ich quatsche noch ein wenig mit den anderen beiden. Cora bringt mir noch den Satz auf Italienisch bei: "Nett, dich kennengelernt zu haben" => leider wieder vergessen. Nach einer netten Verabschiedung, gehe ich wieder zu meinen Arbeitskollegen, die mich schon ganz sehnsüchtig erwarten, da sie aus physischen und motivationstechnischen Gründen nicht in die dunklen engen Ecken kriechen wollen.

Ich denke während der letzten Arbeitsstunden über twin's Satz nach: "Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg !"

***

Keine Kommentare: