Sonntag, 31. Oktober 2010

@Eddy:

Heho, alter Knabe !

Also echt, wie kannst du nur so fragen ? Wie könnte ich meinen einzigen indonesischen, protestantisch geprägten und spirituell orientierten Glaubensbruder, der nach Sidney zu seiner Freundin gezogen ist, jemals vergessen ?!?!

Hoffe, Deine "Integration" in Australien klappt  ;-) Hier in Deutschland gibt es mal wieder Rede- und Handlungsbedarf, was effektive Integration bedeutet und bewirkt.

Wie ich dich kenne, wirst du im Ausland sicherlich dir jeden Tag "Bild.de" genüßlich reinziehen => schäm dich ! Habe aber erkannt: auch Ingenieure sind bequeme Menschen, die ab und zu "Fastfood-Kultur" konsumieren.

Auf der Meyer-Werft in Papenburg z.B. siehst du ausschließlich und nur die "Bild", überall: auf dem Schiff, in den Pausenräumen, in der Kantine und sogar auf den Toiletten ! Zum Glück hat mich ein "Elektromeister" aufgeklärt: die "Bild" darf sich schon seit Monaten bzw. Jahren nicht mehr "Zeitung" nennen => eine sehr salomonische Entscheidung gegenüber seriösen Zeitungen wie die "FAZ", "Die SÜDDEUTSCHE" und "Die ZEIT".

Nach über drei Monaten hartem Arbeiten auf dem riesengroßen US-amerikanischen "Familien- und Kinderschiff" ist mein linkes Auge jetzt so richtig pratsch bzw. Matsche. Nach über 1,5 Wochen Genesung registriere ich mit dem rechten Auge nach näherer Betrachtung eine kleine Abrasion auf der Hornschicht  => das bereitet Sehschwierigkeiten + viele nachdenkliche Stunden.

Was das Schiff und die Werft anbelangt, so hat sich für mich eine immens große technische und handwerkliche Welt aufgemacht, die auch mit dringend zu klärenden sozialen und gesellschaftskritischen Aspekten behaftet ist.

Trotz so mancher schiffsbedingter und hausgemachter Schwierigkeiten (Autoritäten werden nur akzeptiert, wenn sie Hand in Hand mit Vernunft, nachvollziehbaren Argumenten und Solidarität agieren) verstehe ich mich blendend mit den allermeisten Arbeitern, die auch zum großen Teil aus dutzend verschiedenen europäischen Ländern kommen, was aber nicht automatisch heißt, dass ich dort langfristig arbeiten kann.

Es gibt unabhängig von der Werft in Zukunft noch viel zu berichten aus der maritimen Welt und der Schifffahrt. Auch wenn ich hier in Emden, auf einer Halbinsel, in so kurzer Zeit im wahrsten Sinne des Wortes durch so manches Tal der Tränen gewandert bin, so ist diese Stadt und Umgebung schon ein bisschen an mein Herz gewachsen, sicherlich liegt es auch an der ostfriesischen - und emsländischen Mentalität und nicht zuletzt an der sehr guten Luft.

Wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages nicht mit dem Flugzeug nach Südostasien oder sonstwohin fliegen, sondern mit einem Schiff in Ruhe zum nächsten Ziel schippern: es muss schon einen Sinn gehabt haben, dass in Jahrmillionen von Jahren, Kometen und Asteroiden Wasser auf die Erde gebracht haben. Leider konnten damals die Naturkräfte oder ein Gott nicht ahnen, dass irgendwann mal eine Spezies auf der Erde sich explosivartig breitmacht, die nicht viel Wert auf Sauberkeit und giftfreie Lebensbedingungen legt.

In diesem Sinne hoffe ich, dass du als gelernter und studierter "Verfahrenstechnik-Ing.", egal ob du dich in Australien, Indonesien oder in Europa befindest, arbeitest und lebst, immer eins bedenkst:

Nur mit ausreichend sauberem Wasser
 
fing das höherentwickelte Leben an,

mit ungenießbarem und vergiftetem

geht es elendig zugrunde !

Bis denne, mein Freund und Kollege, wir sehen uns sprechen uns noch, wenn nicht in diesem, dann im nächsten Leben ;-)

P.S: ein paar Kommentare aus dem Ausland können nicht schaden, man will schließlich "up to date" bleiben ;-)

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