Samstag, 16. Oktober 2010

Natürlich war mal wieder voll der Nebel auf der Autobahn -  sehr interessanter Ort, wo wir Lokomotive abholen: er läuft an einer Disco vorbei, wo dutzende von Gästen mit Partylaune hinauslaufen und sehr wahrscheinlich sich auf's Ohr legen werden. Einer fragt mich sogar, ob ich ihn zum Ort x nach Hause fahren könnte ... "Die rasende Lok" sorgt für gute Stimmung in der frühmorgendlichen Fahrgemeinschaft - irgendwie kommen wir in Anlehnung an eine Radiosendung auf folgenden Gedanken:
  • Ein Junge schafft nicht den Sprung ins Finale von "Deutschland sucht den Superstar".  Er wird sehr traurig, bekommt aber als Trost eine Reise zum Papst in den Vatikan  geschenkt. Bei der Audienz nimmt der Vater aller Römisch-Katholischen den kleinen Jungen auf seinen Schoß und tröstet ihn: "Siehst du, auch in dir steckt jetzt ein Star !"
Auch wenn dieses Thema sehr beklemmend ist, und man eigentlich keine Witze darüber machen sollte, mussten wir fünf "Leiharbeiter" kurz vor der Werft im Auto volle Pulle loslachen wegen dieser abstrusen Vorstellung.

Auf der Werft hatten wir dann nichts mehr zu lachen gehabt, da Vorarbeiter M. jetzt richtig auf die Tube drückt und es als ganz selbstverständlich betrachtet, dass man eine Überstunde nach der anderen kloppt, selbst von Leuten, die eigentlich gar nicht auf Montage sind und ihre vertraglich festgelegten Mindeststunden mehr als erfüllt haben (sehr positiv: man berichtet mir, dass er hin und wieder selber auf der Leiter steht und handwerkt)

Trotz so mancher gravierender Fehlleistung in der Planung, was die Lichtwellenleiter von den "Domen" anbelangt
  • + unnötigem Dystress
  • + einstweiliges Sprechverbot mit den Deckenbauern 
  • + ewig schummriges  Dämmerlicht
  • + immer zu wenig Leitern
  • + Leiharbeitsfirmen das Geld bekommen, was dem Arbeiter zusteht (s. "Einmalige Vermittlungsgebühr" vs. "Fortlaufender Gewinn pro Stunde pro Arbeiter für Leihfirma")
  • + Wortklauberei
  • + teilweise schlechte Luft, wenn viel geschweißt und geflext wird
  • usw.
gefällt mir die Werft sehr gut. So langsam kennt man seine hunderte in- und ausländischen Kollegen vom Sehen, mit manchen hat man mittlerweile sogar einige Gespräche geführt, selbst mit festangestellten Meyer-Leuten, die lohntechnisch besser bezahlt werden bei gleicher Arbeit.

Über eins müssen wir doch immer wieder lachen und zwar über die anhaltende politische Forderung nach Fachkräften aus dem Ausland, manch einer tut es laut, andere nur innerlich :

Bist du eine Fachkraft ?
  • Nein, ich habe nur einen Gesellenbrief in Elektronik in einem Forschungszentrum durch die IHK erhalten.
Bist du eine Fachkraft ?
  • Nein, ich bin nur ein ausgebildeter Maschinenschlosser, der u.a. Torsysteme gebaut hat und zur Elektrofachkraft umgeschult wurde. Ich kann dir aber einen vollständigen Motor drehen, fräsen, schweißen, schrauben und zum Laufen bringen.
Bist du eine Fachkraft ?
  • Nein, ich bin nur Büchsenmacher von Beruf. Mein Arbeitgeber konnte mich leider nicht länger halten, da er selber gerade mal über die Runden mit seinem Geschäft kommt.
Bist du eine Fachkraft ?
  • Nein, ich habe nur Elektronik gelernt und meinen Meister in Hamburg gemacht. Zwischendurch programmiere ich auch.
Bist du eine Fachkraft ?
  • Nein, ich bin nur ein gelernter Elektroniker, der sich in der Freizeit mit Robotern und Programmierung beschäftigt.
Bist du eine Fachkraft ?
  • Nein, noch nicht, aber bald, wenn ich mein E-Technik-Studium in Braunschweig beendet habe !
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