Donnerstag, 12. April 2012

Atlantiküberquerung im Faltboot

Abenteuer im Grenzbereich menschlicher Leistungsfähigkeit

entnommen aus:

kajak magazin

Juli / August 2010

von Uli Auffermann

Zitat:

Zu den intensiven Augenblicken beim Paddeln gehört sicherlich der Moment, in dem man sich den Wassern eines Flusses, eines Sees oder gar eines Meeres anvertraut. Zwar ist man gut vorbereitet, hat eine zweckmäßige Ausrüstung - und doch weiß man, dass Unwägbarkeiten und Überraschungen geben wird. Das gilt für die beschaulichen Flusswanderungen wie für die ausgewachsene Wildwasserfahrt gleichermaßen.



Wie aber muss man sich fühlen, wenn man mit einem Faltboot den Atlantik überqueren will, wenn die Chancen, es zu schaffen, schon aus dem Verhältnis von riesigem Ozean zum einer kleinen Nussschale gleichendem Schiffchen von verherein gering sind ? Wenn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ganze eine Unternehmung im Grenzbereich des Machbaren darstellt ? Wenn mit lebensbedrohlichen Situationen vielfach zu rechnen ist und der Ausgang nicht nur von Können, Erfahrung und guten Nerven abhängt, sondern Glück und gute Fügung mit an Bord sein müssen ?


Dr. Hannes Lindemann weiß es, denn er hat es gewagt: In einem Klepper Serien-Faltboot des Typs Aerius II leiß er sich auf das große Abenteuer ein. Und er bewies damit nicht nur, zu welch unvorstellbaren Leistungen ein Mensch fähig ist, sondern vor allem, dass er mit psychischen Ausnahmesituationen umzugehen im Stande ist, wenn er nur seine Gedanken und Gefühle wirkungsvoll beeinflussen kann. Denn hierauf hatte der Mediziner einen besonderen Fokus gelegt und die Pioniertat fast wissenschaftlich als Selbstversuch angelegt. Heraus kam eine der spektakulärsten Abenteuergeschichten der Beweis, dass ein Mensch mit der Fähigkeit zur psychischen Selbstkontrolle auswegslos erscheinende Momente und größte Strapazen überstehen kann.

Dr. Lindemann wandte dabei Autosuggestion (Prozess, durch den eine Person ihr Unterbewusstes trainiert, an etwas zu glauben) an, die im Besonderen im autogenen Training erlernt und trainiert werden kann. Damit stieß er ein Tor auf und demonstrierte einersseits, wie wirkungsvoll autogenes Training ist, andererseits aber auch, dass ein stabile Psyche für das Überleben in Notsituationen für Menschen mindestens genauso wichtig ist wie eine gute Schutzausrüstung.



So widerlegte er so manche bis dahin geltende falsche These über die Möglichkeiten sich als Schiffbrüchiger ins Leben retten zu können. Und das nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch, denn er hatte bei seiner Fahrt die hauchdünne Grenze zwischen Leben und Tod mehrfach kennengelernt.

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(tobeco)

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