Donnerstag, 30. April 2015

Felix Dahn - Ein Kampf um Rom

 Historischer Roman

Karl Müller Verlag

Zitat:

Italien im 6. Jahrhundert, in Ravenna regieren die Ostgoten. Als ihr großer Herrscher Theoderich stirbt, versammeln sich die Goten unter dem Vorsitz von Meister Hildebrand, um einen neuen König zu bestimmen. Doch das gestaltet sich nicht so einfach, denn die Goten sind untereinander uneins und ihre Gegner mächtig:
  • Die Oströmer unter dem byzantischen Kaiser Justinian verfügen mit den Feldherren Belisar und Narses über geniale Militärstrategen, in Westrom, das seine alte Selbständigkeit wiederzuerlangen sucht, spinnt der verschlagene und finstere Cethegus seine Intrigen sowohl gegen die Goten als auch gegen die Byzanthiner. 
Es kommt zu zahllosen Auseindandersetzungen und blutigen Kämpfen zwischen den verschiedenen Seiten. Weder der Gotenkönig Witigis noch sein Nachfolger scheinen den Untergang des Ostgotenreiches zu können.

 [...]

"An Wasserflüssen Babylons
Saß weinend Judas Stamm:
Wann kommt der Tag, der all dein Leid,
Du Tochter Zion, stillt ?"

[...]

 "Du denkst bei jedem Berg und Tal gleich, wie man sie stürmen und verteitigen mag". "Und da kamen mir von selbst die Worte:

Wo die Lavaklippen ragen
An dem Fuße des Vesuvs,
Durch die Nachtluft hört man klagen
Töne tiefen Weherufs,
Schäfer, Räuber nicht noch Bauer
Dringet in die Bergschlucht ein:
Und es schwebt ein banger Schauer
Brütend ob dem dunklen Stein.
Tobte hier in Vorzeittagen
Schon die Schlacht im Völkergroll ?
Oder wird sie erst geschlagen,
Die den Ort verew'gen soll ?"

[...]

 Auf Glück und Unglück
Die Welt nicht gerichtet.
Das haben nur törig
Die Menschen erdacht.
Es sich will sich ein ewiger
Willen vollenden:
Ihm dient der Gehorsam,
Ihm dient auch der Trotz.

[...]

 "Hört, alle Völker, fern und nah,
Byzanz, vernimm es wohl:
Der Gotenkönig Totila
Thront hoch im Kapitol !
Wie weit ist doch vom Tiberstrom
Held Belisar verschreckt:
Vom Orkus ist, nicht mehr von Rom,
Cethegus nun Präfekt.

Aus welchen Blättern ziemt ein Kranz
Dem König Totila ?
An seiner Brust in Rosenglanz
Erglüht Valeria.

Den Frieden schirmet und das Recht
Sein Schwert, sein Schild, sein Stern:
Olive, leih dein fromm Geflecht

Mir für den Friedensherrn !
Wer trug den Schreck des Rachekrieges
Gewaltig bis Byzanz ?
Komm, Lorbeer, welsches Kraut des Siegs
Komm reich in meinen Kranz !

Doch wuchs ihm nicht die Siegeskraft
Aus Romas Moderstaub:
Frisch kröne seine Heldenschaft
Germanisch Eichenlaub.

Hört, alle Völker, fern und nah,
Byzanz, vernimm es wohl:
Der Gotenkönig Totila
Thront hoch im Kapitol !"

[...]

"Frei und frank
Laß ich dich, Liuta,
Ledig und lastlos !
Freie du fröhlich
In Königsfrieden."

[...]

"Ihr glänzt im Glück -
Schön scheint euch der Schimmer
Der seligen Sonne:
Doch denket drum doch
Treu traurig der Toten !
Ohne Glanz, ohne Glück,
Doch treu, tapfer und trefflich
Rang ruhmvoll der Recke:
Witichis, Waltharis, wehrlicher Sohn
Feiert ihr festfroh,
Lichte Lieblinge
Gütige Götter,
Goldene Gelage,
Ehre doch immer
Der Goten Geschlecht
Der glücklosen Gatten
Geweihtes Gedächtnis
Ich mahne euch, Minne
Traurig zu trinken
Des mutigsten Mannes,
Des treuesten Weibes:
Witichis' und Rauthgundis' Minne trinke ich."

[...]

 "Thor stand am Mitternachtsende der Welt:
Die Streitaxt warf er, die schwere:
So weit der sausende Hammer fällt,
Sind mein das Land und die Meere !
Und es flog der Hammer aus seiner Hand,
Flog über die ganze Erde,
Fiel nieder an fernsten Südens Rand,
Daß alles sein eigen werde.
Seitdem ist's freudig Germanenrecht,
Mit dem Hammer Land zu erwerben:
Wir sind von des Hammergottes
Geschlecht und wollen sein Weltreich erben !"

[...]

"Schlecht schlummert das Schiff,
Liegt der Lenker am Land."

[...]

"Landräuber gehängt,
Seeräuber ertränkt;
Das ist das Raubrecht
In Totilas Reich."

[...]

Und er griff in die Saiten der kleinen Harfe, die neben ihm bei seinen Waffen lag, und sang dazu mit tiefernster Stimme:

"Es seufzt meine Seele in unsäglichem Jammer
Um des Schmerzengeschlechts, um der Menschen Geschick.
Denn was in der Welt von wechselndem Wehe
Brandend sich bricht in jeglicher Brust -
Mitempfinden, mitdurchkämpfen,
Mitdurchklagen muß ich es alles,
Alles, alles: denn geheißen
Bin ich 'Allvater':
Bald des besiegten, besseren Mannes,
Den ein Böser bezwungen,
Bitter beißenden Seelenbrand,
Wie er grollend in Todesgram
Flucht dem grausamen Schicksal:
Bald des Liebenden in tödliches Leid.
Der in leere Luft mit den Armen langt,
Dem langsam das Leben verlodert
An nie verlöschender Sehnsucht Licht:
Und der Witwe Wehklage, der Waisen Weinen
Und der versinkenden Seele
Letzten schrillen Verzweiflungsschrei -
All dies Elend, öd' und endlos,
Es empfindet's mit Allvater
Und wie wenig wollen dagegen
Ach die winzigen Wonnen wiegen,
Die, wie verwehte Rosenblätter,
Wogen auf weiten, weiten Wellen,
Auf des Wehs undendlichem Ozean.
Ein Trost nur tröstet die Trauer:
Ein Ziel ist gezeichnet den zahllosen Zähren,
Eine Endzeit.
 Ich segne den Tag, da der sengende Surtur
Erbarmend der letzten Menschen Gebilde
Zugleich mit der müden Erde zermalmt,
Da endlich der Quell unerschöfplichen Qualen
Verquillt: das letzte menschliche Herz.
Willkommen der Tag ! - und wären sie weise,
Noch wärmer wünschten sie selbst ihn herbei.

" So empfand ich früher in die Seele eines gütigen Gottes hinein,. Aber seitdem - ich habe viel gegrübelt und gesonnen - habe ich einen anderen, meinen furchtbaren Gott gefunden. Doch diesen meinen Gott muß man erlebt haben in den Todesschmerzen des zuckenden Herzen."

 [...]

Vis ac splendor seculorum,
Belli laus et flos amorum
Labefacta et gratia sine
Aevie termino vel fine
in eternum perflorescunt.

 Bald in Asche muß vergehen,
Was wir stark, was lieblich sehen,
Aller Stolz und Schmuck der Zeit:
Gottes Gnade sonder Wanken,
Gottes Liebe sonder Schranken
Walten fort in Ewigkeit.

[...]

"Wo die Lavaklippen ragen
An dem Fuße des Vesuvs,
Durch die Nachtluft hört man klagen
Töne tiefen Weherufs,
Denn ein Fluch von tapfern Toten
Lastet auf dem Felsenring:
Und es ist das Volk der Goten,
Das hier glorreich unterging."

[...]

"Erloschen ist der helle Stern
Der hohen Amelungen.
O Dietrich, teurer Held von Bern.
Dein Heerschild ist gesprungen.
Das Feige siegt - das Edle fällt -
Und Treu und Mut verderben:
Die Schurken sind die Herrn der Welt:
Auf, Goten, laßt uns sterben !
O schöner Süden, o schlimmes Rom,
O süße Himmelsbläue -
O blutgetränkter Tiberstrom -
O falsche, welsche Treue,
Noch hat der Norden manch kühnen Sohn
Als unseres Hasses Erben:
Der Rache Donner grollen schon:
Auf Goten, laßt uns sterben !"

[...]

"De vonvivis barbarorum.
Inter: 'hails Gothicum ! skapja matjan jah drinkan !'
Non audit quiasquam dignos educere versus:
Calliope madido trepidat se jungere Baccho,
Ne pedibus non stet ebria Musa suis."

Über die Gelage der Barbaren.
Unter dem Gotischen: "Heil ! Schafft Essen und Trinken dem Goten !"
Kann kein vernünftiger Mensch ein erträgliches Verslein ersinnen:
Vor dem Bacchus im Rausch bebt bange die verschüchterte Muse,
Und dem benebelten Vers ach ! versagen die taumelnden Füße.

[...]

 "Vom fernsten Nord bis Byzanz,
Bis Rom - welch Siegeswallen !
Der Goten Stern stieg auf in Glanz:
In Glanz soll er fallen.
Die Schwerter hoch, um letzten Ruhm
Mit letzter Kraft zu werben:
Fahr wohl, du stolzes Heldentum:
Auf, Goten - laßt uns sterben !"

[...]

"Gebt Raum, ihr Völker unserm Schritt:
Wir sind die letzten Goten ! Wir tragen keine Krone mit -
Wir tragen einen Toten.
Mit Schild und Speer und Speer
Wir ziehn nach Nordlands Winden,
Bis wir im fernsten grauen Meer
Die Insel Thule finden
Das soll der Treue Insel sein,
Dort gilt noch Eid und Ehre.
Dort senken wir den König ein
Im Sarg der Eichenspeere.
Wir kommen her - gebt Raum dem Schritt -
Aus Romas falschen Toren:
Wir tragen nur den König mit -
Die Krone ging verloren."
 (562 n.Chr.)

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(... unter all den hunderten Büchern aus christlicher und theologischer Fachliteratur gibt es hier und da Literatur, die mein "Alter" sehr gerne gelesen hat und die ganz meinem Geschmack entsprechen: Biografien, Historische Romane, Politik und Ethik, Gedichte und Nachschlagwerke ... kaum naturwissenschaftliche und technische Literatur. Ja, früher gab es zum Glück noch "Humanistische Gymnasien" ... von diesem "humanistischen Wissen" durfte ich jahrzehntelang profitieren und mich gleichzeitig schützen vor zunehmender "Bildzeitungsmentalität in Deutschland" ...)

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