Sonntag, 14. August 2016

" Die Bequemlichkeit der einen ist der Horror der anderen "

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 Zitat:

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In der türkischen Stadt Ceyhan kommen zwei wichtige Pipelines an: 
  • die Kirkuk-Ceyhan-Röhre, durch die Öl aus dem Irak fließt, 
und 
  • die Baku-Tblisi-Ceyhan-Pipeline mit Öl aus Aserbaidschan. 
Das ankommende Öl wird im Hafen verschifft und durch die Bucht von Iskenderun transportiert.
  • Diese liegt nur wenige Kilometer von der syrischen Küste entfernt.
Rund 1,2 Millionen Barrel Öl passierten pro Tag die Bucht, schätzt Olivier Jakob von der Beratungsfirma Petromatrix. 
  • Entsprechend groß ist die Sorge, die Bucht könnte blockiert werden, wenn sich die Syrien-Krise verschärft. 
  • Experten halten das jedoch für kaum wahrscheinlich. "Die türkische und amerikanische Militärpräsenz wird mögliche Angreifer abschrecken", sagt Öl-Experte Steffen Bukold. 
Zudem dürfte Syrien wenig Interesse haben, sich mit der Türkei anzulegen.  

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Thomas Schwenke

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Irak ist mit Blick auf die Syrien-Krise der vielleicht gefährlichste Brandherd.
  • Einerseits führen wichtige Pipelines durchs Land, zum Beispiel die Kirkuk-Ceyhan-Röhre vom Nordirak in die Türkei, deren Kapazität offiziell mit 1,6 Millionen Barrel pro Tag beziffert wird. 
Dazu ist der Irak inzwischen nach eigenen Angaben mit 3,2 Millionen Barrel pro Tag nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölförderer der Opec.

Ein Abbruch des irakischen Lieferstroms würde das globale Ölangebot bedenklich verknappen
  • Nun facht der syrische Bürgerkrieg ausgerechnet die Gewalt im Irak wieder neu an. 
Die größtenteils schiitische Regierung von Präsident Nuri al-Maliki steht eher auf Assads Seite, die sunnitische Opposition eher auf der Seite der syrischen Rebellen. 
  • Die Terroranschläge von al-Qaida im Irak nehmen stark zu. 
Das Terrornetzwerk profitiert vom Chaos im benachbarten Syrien, es deckt sich dort mit neuen Waffen ein und wirbt um Nachwuchs.

Der Betrieb der Kirkuk-Ceyhan-Röhre ist schon jetzt immer wieder durch terroristische Angriffe gestört. 
  • Anfang August flossen pro Tag nur rund 110.000 Barrel durch die Pipeline. 
  • Verschlimmern würde sich die Lage durch Angriffe auf die Ölfelder und Häfen im Süden. 
„Doch diese Anlagen werden stark bewacht“, sagt Öl-Experte Bukold. 
  • Bisher sind alle Angriffe gescheitert.“
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 8% Bewegungsenergie
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In puncto Ölförderung ist Syrien selbst ein Zwerg
  • Die geschätzte Produktionskapazität betrug 2011 gerade 380.000 Barrel pro Tag, was rund 0,4 Prozent des Weltbedarfs entspricht. 
  • Durch den Bürgerkrieg ist die Produktion ohnehin eingebrochen, im April wurde sie nur noch auf gut 97.000 Barrel geschätzt. 
Der Wegfall wurde von anderen Ölexportländern längst kompensiert und an den Märkten eingepreist.
  • Wichtige Transportwege für Öl führen ebenfalls nicht durch Syrien. 
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http://redaktionsblog.e-politik.de/wp-content/uploads/sites/3/2015/02/Miliarisierung-Naher-Osten.jpg

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Dass Libyen für den Weltölmarkt eine bedeutsame Rolle spielt, wurde 2011 klar, als ein Bürgerkrieg zwischen Rebellen und dem damaligen Machthaber Muammar al-Gaddafi zu einem Einbruch der Ölförderung führte.
  • Der Ölpreis schnellte auf gut 120 Dollar empor, und die Organisation der erdölexportierenden Staaten (Opec) diskutierte hektisch eine Ausweitung der Förderung in anderen Ländern.
Derzeit ist die Lage kaum entspannter.
  • Zwar ist die Förderung wieder angesprungen. 
  • Vor Gadaffis Sturz lag sie bei knapp 1,8 Millionen Barrel;  diesen April wurde sie auf 1,5 Millionen Barrel pro Tag taxiert. 
Doch wird der Ölexport immer wieder durch Unruhen erschüttert.
  • Es gibt Streiks in den Häfen, dazu sind nach Gaddaffis Sturz alte Stammesfehden neu entbrannt. 
"Die libyschen Ölexporte dürften auf lange Zeit gefährdet bleiben", sagt Öl-Experte Steffen Bukold.
  • "Sie belasten den Ölpreis schon jetzt stark, unabhängig von der Krise in Syrien. Ein Militärschlag gegen Assad dürfte das Gefährdungspotential in Libyen kaum steigern." 
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Iran steht fest an der Seite Syriens. 
  • Experten sorgen sich, dass der Mullah-Staat durch eine westliche Intervention in Syrien noch tiefer in den Konflikt hineingezogen werden könnte. 
  • Zudem erschweren verhärtete Fronten die Verhandlungen über das iranische Programm zum Bau von Atomwaffen
  • Irans Potential, den Weltölmarkt als Produzent zu gefährden, ist recht hoch. 
Die Produktionskapazität wird auf 3,4 bis 3,7 Millionen Barrel pro Tag geschätzt, zu Spitzenzeiten exportierte Iran davon bis zu 1,8 Millionen Barrel.

Zuletzt sind die Exporte deutlich eingebrochen.
  • Denn Europa und die USA erheben Handelsbeschränkungen für iranisches Öl, um das Atomwaffenprogramm der Mullahs zu bremsen. 
  • Nach Angaben der Internationalen Energieagentur ist die Ölproduktion auf durchschnittlich 2,65 Millionen Barrel pro Tag gefallen; nur noch wenige Länder nehmen dem Land überhaupt Öl ab. 
"Der Exporteinbruch in Iran belastet den Weltölmarkt schon jetzt", sagt Öl-Experte Steffen Bukold. 
  • "Ein Militärschlag gegen Syrien könnte dies kaum noch verschlimmern." 
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Ägypten befindet sich in strategisch wichtiger Lage für den Weltölmarkt.
  • Dort liegt erstens der Suez-Kanal, eine der weltweit wichtigsten Schifffahrtsrouten für Öl.
  • Im Jahr 2011 wurden täglich schätzungsweise 800.000 Barrel Rohöl und 1,4 Millionen Barrel Ölprodukte durch den Kanal transportiert, der Rotes Meer und Mittelmeer verbindet.
Hinzu kommt die Sumed-Pipeline, durch die täglich bis zu 1,7 Millionen Barrel Öl durchs Land transportiert werden können.

Ägypten liegt relativ weit weg von Syrien.
  • Ein Militärschlag gegen das Regime von Diktator Baschar al-Assad hätte kaum direkte Auswirkungen auf die Ölversorgung. 
Ägyptens Übergangsregierung lehnt einen Militärschlag zwar ab, dürfte ihn aber kaum mit einer Blockade des Suez-Kanals oder der Sumed-Pipeline sanktionieren.
  • Denn der Kanal ist eine wichtige Devisenquelle des Landes.
Allerdings hat Ägypten genug eigene Probleme.
  • Nach dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi erlebt das Land eine Welle der Gewalt. 
  • Die Gefahr terroristischer Angriffe auf die Öl-Infrastruktur ist gestiegen. 
Insgesamt wird sie dennoch als gering eingeschätzt.
  • "Das Militär bewacht die Pipelines sowie die Hafen- und Kanalanlagen mit großem Aufwand", sagt Öl-Experte Steffen Bukold. 
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Die Straße von Hormus ist die wichtigste Ölroute der Welt.
  • Zu Spitzenzeiten passieren jeden Tag Schiffe mit mehr als 17 Millionen Barrel Öl die Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet. 
  • An ihrer schmalsten Stelle ist die Straße nur 54 Kilometer breit, 
  • die Schifffahrtsrouten für den Ölexport finden gar auf nur drei Kilometer breiten Korridoren statt. 
Das alles bereitet Händlern Sorgen.
  • Denn Iran, Syriens engster Verbündeter, droht regelmäßig mit der Blockade dieser für die Weltwirtschaft so neuralgischen Route.
Die iranische Marine könnte die passierenden Öltanker leicht aufhalten.
  • Dazu würde schon die Androhung von Gewalt reichen. 
  • Schon dann nämlich wären die Tanker nicht mehr versichert
Auf eigenes Risiko aber würde kaum ein Reeder seine Schiffe durch die Meerenge schicken.
  • Bei einer Blockade würde es dank alternativen Transportrouten und strategischen Ölvorräten zwar noch lange dauern, bis der Welt das Öl ausginge. 
Doch der Ölpreis würde stark steigen.

Kann der Syrien-Konflikt aber tatsächlich so sehr eskalieren, dass Iran seine Blockadedrohung wahr macht?
  • Experten halten das für unwahrscheinlich. 
  • "Die US-Marine unterhält eine robuste Präsenz in der Region", sagt Öl-Experte Steffen Bukold.
Und sie hat klar gemacht, dass sie eine Blockade nicht dulden würde.
  • "Teheran beschränkt sich auf verbales Säbelrasseln. Ein direkter Schlagabtausch mit den USA ist nicht in Sicht." 
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